Autor: jabulo2002
KW 9/10, ab 03. März
03.-05. März, Ocean World Marina => Jost van Dyke 360 nm
Genauso machen wir es, wir verholen JABULO zur Tankstelle, ich lasse die Gesamtrechnung machen, der Tankwart kommt auch nach etwas Warten und pumpt uns 65 Gallonen Diesel in den Tank, die Ausreisestempel in den Pässen sind ebenfalls schnell reingedrückt. Aber die Marine, die uns letztlich das Ausklarierungsdokument ausstellen soll, lässt sich bitten. Wir warten eine knappe Stunde, endlich können wir los. Um kurz nach 10:00 Uhr legen wir ab. Eine Meile vor der einfahrt setzen wir das Vorsegel und lassen uns von den 7-8 kn achterlichem Wind langsam nach Osten wehen. Anfänglich gleiten wir auf spiegelglatter See dahin, allmählich legt der Wind zu. Am Nachmittag sind es schon 15 Knoten, nachts geht es in Richtung 20 kn. Den ganzen Tag über segeln wir mit Sicht auf die Küste, nachts sehen wir noch lange die Lichter des Festlandes. Wir haben uns auf einen 3-Stunden Wachrhythmus geeinigt, bei dem achterlichen Wind kann eigentlich nichts passieren, aber ganz ohne Wache geht es auch nicht. Ein, zwei Mal sehen wir andere Schiffe am Horizont, sonst ereignet sich nichts, außer dass die See zunehmend rauher wird.
Am Sonntagvormittag haben wir ein Etmal von 120 Meilen geschafft. Wir fahren weiterhin nur mit dem Vorsegel, damit machen wir trotz 20-25 kn Wind nur 6-7 Knoten. Die immer höher werdende Dünung schiebt JABULO aus 120° achterlich immer wieder in enorme Schlingerbewegungen, die weder der Autopilot noch ein menschlicher Steuermann komplett aussteuern kann. Die Wellen bremsen das Schiff immer wieder aus, obwohl sie nicht von vorne Mittlerweile haben wir Wellenberge von 4 Metern und darüber, der Windmesser zeigt immer zwischen 20 und 25 kn scheinbaren Wind. Das ist wesentlich mehr als in den GRIB Daten angekündigt. Ab dem Nachmittag sehen wir kein Land mehr, wir sind zu weit draußen. So geht es die ganze Nacht bis zum Montag. Das zweite Etmal am Montagmorgen beträgt 130 Meilen. Am Nachmittag lässt der Wind nach und geht bis auf 8 kn runter. Leider bleibt uns die Dünung erhalten So können wir Antigua nicht erreichen, zumal der Wind wieder auf Ost drehen soll. Wir müssen unsere Pläne ändern und doch noch in die BVIs segeln. Als wir noch 80 Meilen bis Jost van Dyke haben, holen wir das Segel ein und lassen uns abwechselnd von den beiden Motoren mit 4-5 Knoten durch die Nacht schieben.
06. März, Dienstag, Jost van Dyke
Bereits während der Nacht sind an Steuerbord die Lichter der US Virgin Islands zu sehen, mit dem Sonnenaufgang öffnet sich uns das Panorama der gesamten Virgin Islands, steile Bergketten liegen hintereinander aufgereiht.

Auf dem Vordeck sitzend hören Andrea und ich den gerade aktiven Steuerbordmotor praktisch nicht und schweben lautlos mit jeder Welle der immer noch kräftigen Dünung in die vor uns liegende Inselwelt ein. Das ist so schön und gleichzeitig unwirklich, dass es uns die Sprache verschlägt. Nach einer guten Stunde kommen wir in die Landabdeckung der ersten BVI Insel, Jost van Dyke, das Wasser wird ruhiger.

Um 09:30 laufen wir nach Great Harbour ein, einer Bucht mit um die 30 dort liegenden Yachten. Für uns ist keine Mooringtonne mehr frei, also ankern wir vor dem Mooringfeld auf 12 m Wassertiefe. Was wir da noch nicht wissen, ist, dass so eine Mooring 70 USD/Tag kostet. Das können wir uns schenken, unser Anker hält auch auf dieser Tiefe.
Mit der gelben Quarantäneflagge frühstücken wir alle zusammen an Bord, dann mache ich mich auf zum Einklarieren. Das Dinghi Dock weist schwere Hurrikanschäden auf, ist aber stabil, und brauchbar, nur gibt es zu wenige Klampen und Festmacherbalken. Direkt gegenüber vom Steg liegt das Gebäude der Polizeibehörde. Es sieht aus wie eine Ruine, das Obergeschoss hat kein Dach mehr, die Fenster dort sind ohne Glas. Von außen sieht es so verlassen aus, dass ich schon befürchte, wir müssen zum Einklarieren woanders hinsegeln. Doch beim Näherkommen finde ich die Eingangstür offen und ich stehe sofort im Zollbüro, Links daneben ist die Einwanderungsbehörde, die von zwei gelangweilten jungen Damen in schicker Uniform repräsentiert wird. Eine feilt sich die Nägel, die andere hört über Kopfhörer Musik und bemerkt mich nicht einmal. Die mit der Nagelfeile schiebt mir 3 Einreiseformulare hin, die ich ausfüllen muss, dann gibt es Einreisestempel in die Pässe. Das Ganze kostet 10 ct pro Formular. Dann geht es zum Zoll, dort ist ein freundlicher und echt zuvorkommender junger Mann am Werk. Ich muss zum xten Male die Daten von JABULO in diverse Formulare eintragen, dann gibt es das erforderliche Kontrollformular, hier kostet die Aktion allerdings 47 USD, die ich nur per Kreditkarte zahlen kann, weil wir kein Bargeld mehr haben. Direkt nach mir sind ein paar Amerikaner zum Ausklarieren gekommen, ich zahle auf Vorschlag des Zollbeamten deren 50 USD ebenfalls per Kreditkarte und sie händigen mir 50 Dollar in bar aus. So habe ich wenigstens ein wenig Bares im Portemonnaie. Ein belgisches Seglerpaar hat mitbekommen, dass wir in der DOM REP und auf den Bahamas waren, sie laden mich gleich in Foxys Bar ein, um von mir zu erfahren, was es zu beachten gilt, wenn sie dorthin fahren.
Inzwischen ist es Mittag, ich packe am Dinghi-Dock gerade meine Sachen in den wasserdichten Sack, als ich auf Deutsch angesprochen und spontan umarmt werde. Erst bin ich völlig desorientiert, wer das denn nun wohl ist. Dann dämmert es mir, Johannes ist mit der Magic Cloud zufälligerweise gerade eben in derselben Bucht eingetroffen. Er ist an Land gegangen um auszuklarieren, die Magic Cloud segelt morgen nach Puerto Rico. Wir verabreden uns für den Nachmittag zum Erfahrungsaustausch, als ich auf JABULO ankomme, liegt die Magic Cloud direkt neben uns vor Anker. Wir holen die gelbe Flagge ein und Andrea lädt uns für heute Abend zum Essen im Foxys ein, wie sie es fürs Eintreffen in den BVIs versprochen hatte. Hier ist das Wasser in der Bucht wieder sauber und wir können schwimmen gehen und den Wassermacher in Betrieb nehmen. Dieser arbeitet nicht wie er soll, offensichtlich ist der Ansaugfilter wie schon einmal zuvor verdreckt. Ich bin gerade beim Austausch, als Angelika und Johannes zu uns rüber kommen. Wir tauschen bis zum Sonnenuntergang technische und navigatorische Erlebnisse und Erfahrungen aus, auch die privaten Eindrücke und weiteren Pläne kommen nicht zu kurz. Die beiden wollen morgen früh los und verabschieden sich beizeiten, um an Land noch etwas zu essen.
Wir fahren erst später rüber zu Foxys Restaurant und Bar. Dabei handelt es sich um eine echte Institution der BVIs, hier muss man offenbar gewesen sein. Foxy hat vor etlichen Jahrzehnten die Bar aufgebaut und anscheinend mächtig die Werbetrommel gerührt, so dass mittlerweile jeder BVI Besucher den Namen kennt. Und wirklich, das ganze Ambiente vermittelt das typisch karibische Flair incl. wackeliger Tische und lässig cooler Barkeeper.

Hier gibt es das einzige wirklich schnelle und für Gäste offene WLAN auf der Insel, dementsprechend sitzen abends diverse Skipper hier mit ihren Computern bzw. Smartphones.

Andi und ich bestellen uns als Abendessen Mahi-Mahi, das ist ein großer Raubfisch, Andrea gelüstet es nach einem Steak. Das Essen ist gut, dazu gibt es die obligatorischen Rum Drinks. Der Schlager hier ist der sogenannte Pain Killer. Nach dem Essen schlendern wir die Uferstraße zurück zum Dinghi-Dock und genehmigen uns noch einen Drink in einer der anderen kleinen Bars am Wege. Die Bedienungen dort erzählen uns von den Zerstörungen, die der Hurrikan IRMA angerichtet hat, und bitten uns um eine Spende für den Wiederaufbau. Nach dem Bezahlen der Drinks haben wir leider kein Bargeld mehr, aber wir bleiben ja noch ein paar Tage.

07.-09. März, Jost van Dyke
Nach der langen Überfahrt fehlt uns wohl ein wenig Schlaf, heute, am Mittwochmorgen sind wir nicht richtig ausgeschlafen. Die Magic Cloud hat gerade Segel gesetzt, wir wünschen gute Fahrt, bis rauf nach New York soll es gehen. Nach dem Frühstück schreibe ich ein wenig am Blog und formatiere ein paar Photos dafür, dann gehen wir auch von Bord. Andi und Andrea wollen einen der Gipfel der Insel erklimmen, um einen Blick auf die Atlantikseite zu tun. Ich setze mich in Foxys Bar und lade den Blog hoch, aktualisiere die Wetterdateien und meine Mails. Unter anderem schreibe ich die große Marina-bas-Fort in Guadeloupe an, um einen Liegeplatz für den April zu reservieren. Am späten Nachmittag kommen die beiden Wanderer wieder zurück, gerade rechtzeitig zum gemeinsamen Sundowner, heute mit Vanillegeschmack.

Der Donnerstag verläuft ähnlich, wir faulenzen vor uns hin, lesen, schwimmen ein wenig. Zum Sundowner setzen wir wieder über und genehmigen uns einen anderen Drink, es gibt ca. 10 verschiedene zur Auswahl. Nachdem wir San Salvador und die DOM REP besucht haben, auf denen Kolumbus zuerst gelandet ist, sehen wir uns heute Abend den monumentalen Film mit Gerard Depardieu an „Die Eroberung des Paradieses“. Historisch korrekt ist darin wohl nur wenig, San Salvador z.B. hat keine Dschungel und Berge wie im Film, sondern ist eine der flachen Bahama-Koralleninseln. Naja, 1992 war eben gerade der fünfhundertste Jahrestag.
Andrea will heute am Freitag unbedingt weiter, aber bei der aktuellen Wetterlage kommen wir aus den BVIs nicht raus, der Wind bläst uns ständig kräftig auf die Nase. Wir könnten natürlich von Insel zu Insel springen, aber ich möchte gern auch noch etwas mehr von Jost van Dyke sehen. Also bleiben wir mindestens noch einen Tag hier. Den ganzen Vormittag über beobachten wir, wie schon gestern, das ständige Kommen und Gehen der Yachten. Abends gibt es keine freien Plätze mehr und vormittags hat man die freie Auswahl unter den Mooringtonnen. Das kommt mir hier so vor wie in der Ostsee im Sommer, wer nachmittags um vier Uhr nicht in der Marina ist, hat Pech gehabt. Gegen Mittag läuft ein weiteres Schiff mit deutscher Flagge ein, eine 54“ Oceanis, offensichtlich einhand gesegelt. Der Skipper macht an einer der weiter innen in der Bucht liegenden Moorings fest. Da wir ohnehin ans Ufer übersetzen wollen, machen wir kurz bei der Yacht halt. Es handelt sich um eine Ausbildungsyacht, die mit wechselnden freiwilligen Skippern seit Jahren an der ARC teilnimmt. Das eigene Beiboot kann der Skipper alleine nur schwerlich ins Wasser lassen. Wir versprechen ihm, dass wir ihn am Nachmittag nach unserem Spaziergang zu einem Landgang abholen werden.
Am Ufer trennen wir uns, Andi will unbedingt das Nordende der Insel erkunden, Andrea und ich wandern nach Süden über den Berghang in die nächste Bucht.
Hier gibt es einen wunderschönen Sandstrand mit vorgelagerter Ankerbucht, in der ca. 20-30 Yachten so dicht nebeneinander und vor allem bis zu 20 m dicht vor dem Strand liegen, dass man fast von der einen zur anderen trockenen Fußes die Bucht überqueren kann. Am Strand sind mehrere Bars offen, eine davon, Soggys, ist in vollem Betrieb. An der Bar drängeln sich die Amerikaner um die Drinks, der Dollar rollt. Es gibt das typische Essen der gesamten US-dominierten Karibik, Conch Fritters, Fries und Hamburgers. Wir nehmen uns zwei der herrlich bequemen Liegestühle, ich besorge zwei Pain-Killer, und wir schauen uns das lustige Treiben an. Was will man mehr, so stellt man sich die Karibik vor. Der Rückweg ist trotz der inzwischen tiefer stehenden Sonne wegen des steilen Anstiegs vom Strand genauso schweißtreibend wie der Hinweg.

Bergab geht es dann etwas gemütlicher zu. In dem Mini-Market an der Kneipe, in der wir vorgestern die Drinks genommen haben, erstehe ich ein Kilo Zucker für den Tee und den Ti’-Punch, gepaart mit einer Wiederaufbauspende in EURO. Nachdem Andrea mit unseren Sachen es sich bei Foxys gemütlich gemacht hat und mit ihrem geliebten Volker über Whats-App chattet, hole ich mit dem Dinghi, wie versprochen, den Einhandskipper ab. Er heißt natürlich, wie könnte es auf dieser Etappe anders sein, Andreas. Und wie sich später rausstellt, wohnt er in Freiburg. Wie klein doch die Welt ist.
Unser Andi kommt auch gerade von seiner Wanderung zurück und der neu hinzu gekommene Andreas erzählt uns, dass bei seinen früheren Besuchen vor dem Hurrikan IRMA das gesamte Ufer mit Palmen gesäumt war, jetzt sind bis auf ein paar Strünke alle weg.

Genauso schlimm sieht es überall auf den BVIs aus. Da er seit Jahren in der Karibik segelt, kennt er vorher und nachher. Auch auf St. Maarten ist alles zerstört gewesen, dort jedoch ist der Aufbau in vollem Gange. Auf den BVIs gibt es regelrechte Schiffsfriedhöfe, an denen etliche Yachten in mehr oder weniger zerstörtem Zustand vor sich hin gammeln. Die Hersteller können nicht annähernd so viele Charteryachten nachliefern wie benötigt werden. Er gibt uns noch ein paar gute Tipps, wo wir hinsegeln sollten, dann fahren wir alle zurück auf unsere Schiffe zum Abendessen.
10. März, Samstag, Great Harbour => Cane Garden Bay, 12 nm
Heute habe ich Geburtstag, es ist der 65-te. Ab heute gehöre ich also zum alten Eisen, zur Rollatorbrigade, für die Werbung nur noch interessant für Stützstrümpfe, Inkontinenzwindeln und Treppenlifte. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, ich bekomme fast täglich Werbemails für Treppenlifte, leider passt keiner davon ins Schiff. Andrea ist extra früh aufgestanden um einen Geburtstagskuchen zu backen. Nach einem späten Frühstück lichten wir um 12:00 den Anker und kreuzen nach Cane Garden Bay, die direkt gegenüber auf der Hauptinsel TORTOLA liegt. Für die 12 Meilen benötigen wir über 3 Stunden, weil wir wiederum nur mit dem Vorsegel unterwegs sind. Hier sieht die Welt noch wesentlich stärker zerstört aus als in Great Harbour. Schon vom Ankerplatz aus, an dem außer uns nur 3 andere Yachten liegen, sieht man zerstörte Gebäude und notdürftig reparierte Strandbars.

Andi hat deswegen gar nicht erst Lust an Land zu gehen. Andrea und ich setzen alleine über und machen Klein-JABULO an einem zweifelhaft scheinenden Dinghi-Steg fest. Hin und wieder fehlen ein paar Bretter, die Brücke erinnert an die Hängebrücken der Indiana-Jones-Filme. Wir kommen sicher an Land und machen es uns in einer teilweise reparierten Bar gemütlich. Es ist gerade Happy Hour und ein Rum Punch, der es in sich hat, kostet nur 3 Dollar.

Neben uns wird anscheinend für eine Band aufgebaut, Verstärker und Instrumente werden ausgepackt. Kurz vor Sonnenuntergang beginnt das Konzert.

Die Musiker, überwiegend ältere Herren, sind mit viel Spaß dabei und amüsieren sich köstlich. Das Repertoire reicht von der klassischen Rockmusik über Reggae bis hin zu leicht Swing-angehauchter Musik. Weil Andi mit dem Essen auf uns wartet, müssen wir leider lange vor dem Konzertende gehen. An Bord gibt es Bratwurst mit Reis, dazu noch ein letztes Bier für heute.
11. März, Sonntag, Cane Garden Bay
Seit längerem haben wir Probleme mit dem Auf- und Abwickeln der Reffleine des Vorsegels, die klemmt andauernd. Jetzt stelle ich entsetzt fest, dass die gesamte Trommel ca. 15 cm auf dem Stag nach oben gerutscht ist und die Lagerung frei liegt, so können wir nicht weitersegeln. Hier gibt es sicher keine Teile und keine Fachleute, die helfen könnten. Wir müssen nach Road Town, in die Hauptstadt, morgen fahren wir rüber.
Als ich noch über Ersatzteilkatalogen grübele, ruft Andi mir zu, da draußen winken Leute auf einem Speedboot. Anscheinend benötigen sie Hilfe. Ich springe mit Andi ins Dinghi und fahre zu dem Boot raus, das zum Glück an einem Notanker hängt, ansonsten wäre es schon an dem direkt dahinter liegendem Riff zerschellt. Ein weiterer Segler sieht die Aktion und kommt mit seinem Dinghi ebenfalls zu Hilfe. Zuerst versuche ich es mit einer Schleppleine am Heck des Dinghis, das geht überhaupt nicht, das schwere Motorboot zieht uns in alle Richtungen, nur vorwärts geht es nicht. Dann nehmen wir das gut 10 m lange Speedboot zwischen uns und schieben es langsam zu einer Mooringtonne, der Skipper des Speedbootes muss steuern, wir können nur für den Vortrieb sorgen. Als sie festgemacht haben, bringen wir die 4 jungen Männer noch an Land. Sie kommen später mit Werkzeug und Kraftstofffiltern wieder.
Andrea und ich wollen heute Abend in der Bar essen gehen, als wir starten, winken die Jungs auf dem Speedboot erneut, sie kommen dort nicht weg. Wir erbarmen uns noch einmal, und nehmen einen der Leute an Bord, bringen ihn zum Steg und transportieren stattdessen einen Kanister Diesel zurück zum Boot. Damit ist es für heute genug mit den guten Taten und wir begeben uns zur Happy Hour. Ich mache noch einen Strandspaziergang und versuche die Zerstörungen im Bild festzuhalten.
Zwischen den Drinks bestellen wir Hamburger und Pizza. Nach drei Rumpunsch geht es den wackligen Steg zurück zu Klein-JABULO und an Bord.
KW 09, ab 26. Febr.
26. Februar, Montag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Heute am Montag wird es Zeit sich um die Reparaturen am Schiff zu kümmern. Wir brauchen eine neue Bilgenpumpe für die Achterbilge an Backbord, ein neues Großfall, neue Leinen zur Befestigung des rechten Trampolins und eine neue Leine für die Gastlandflaggen. In der Marina zeigt man mir auf dem Stadtplan von Puerto Plata, wo das einzige Geschäft mit Schiffszubehör zu finden ist. Direkt neben uns am Steg kommt gerade ein Fischer herein, der seinen Fang präsentiert, ich hatte gestern bei ihm Fisch bestellt und er liefert prompt.

Wir erstehen die kleinste Dorade, die immerhin noch über 2 Kilo wiegt. Er nimmt sie gleich aus und filetiert sie für uns. In der Zwischenzeit hat Andreas den neuen Leihwagen schon abgeholt und zu dritt, Sabine kommt auch mit, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Prompt landen wir in einem fürchterlichen Stau auf der vierspurigen Einfallsstraße, es hat wohl einen Unfall gegeben, kein Wunder bei dem Regen.

Es schüttet wie in den Tropen, die unzähligen Mopedfahrer suchen Schutz im Eingang der vielen Läden links und rechts der Straße. Wir haben ja Zeit und schauen uns das Chaos aus dem trockenen, klimatisierten Auto aus an. Endlich geht es weiter, wir finden den Laden problemlos mithilfe meiner Navigations-App und den dazugehörigen Open-Street-Map Karten.
Leider ist die Auswahl nicht sonderlich, immerhin gibt es Bilgenpumpen in allen Größen. An Leinen ist nur eine Ausführung vorrätig, 12 mm braided, das ist geschlagenes Tauwerk. Es ist zwar nicht wirklich die Qualität, die wir benötigen, aber es gibt nichts anderes hier. Die dünneren Leinen sind problemlos zu bekommen. Als ich zahlen will, wird es kompliziert, der Laden akzeptiert keine Kreditkarten. Einer der Angestellten steigt mit uns in unser Auto und lotst uns zum Paradeplatz im Stadtzentrum, dort befindet sich eine moderne Bank mit mehreren Geldautomaten. Anscheinend ist heute Zahltag, vor den ATM Maschinen haben sich bereits kleine Schlangen gebildet. Ich muss zweimal jeweils 10.000 Pesos (170 €) abheben, das ist der Maximalbetrag pro Transaktion. Als wir zum Laden zurückkommen, wird dort gerade abgeschlossen, es ist schließlich Mittag, exakt 12:00 Uhr. Da wir wahrscheinlich die besten Kunden der Woche sind, schließt die Kassiererin noch mal auf, ich zähle die Tausender auf den Tisch und der Einkauf ist abgeschlossen. Puerto Plata lädt nicht zum Verweilen ein, deshalb fahren wir ohne weiteren Stadtbummel zurück zur Marina.
Unterwegs eröffnen die Klassens mir, dass sie am Mittwoch von JABULO abmustern wollen. Sie haben bereits beim Einlaufen in die Marina am Donnerstag erzählt, dass sie vor ein paar Jahren schon einmal genau hier gewesen sind und zwar in einem der zahllosen All-Inclusive-Hotels, die sich über 70 km lang an der Küste etabliert haben. Sie haben ab Mittwoch vorerst für eine Woche ein Zimmer mit All-Inclusive gemietet, wollen aber wohl 2 Wochen hier bleiben. Den Flug bekommen sie schon irgendwie umgebucht. Ich überlege kurz, ob wir auf dem letzten Stück bis Guadeloupe dadurch Schwierigkeiten bekommen könnten, aber auch zu dritt lässt sich JABULO gut und sicher segeln. Einzig das Abmustern von Bord müssen wir mit den Behörden klären. Mit zwei Leuten weniger entfällt auch der noch anstehende nächste Großeinkauf, für die verbleibende 3-er Crew reichen die Vorräte locker.
Nach dem Nachmittagskaffee wollen wir (die Klassens, Andi und ich) noch einen Ausflug nach Luperon machen, das ist der nächstgelegene Hafen in westlicher Richtung. Luperon wird in den Segelführern unterschiedlich beurteilt, von korrupter Bürokratie ist die Rede, aber auch von einem malerischen Städtchen, in dem Segler willkommen sein sollen. Zuerst geht es die Hauptverkehrsstraße entlang, kurz nach der Ausfahrt aus unserer Resort-Anlage stinkt eine riesige Müllhalde neben der Straße vor sich hin. Darin laufen Leute herum und durchsuchen den Abfall nach Brauchbarem. Die Straße davor ist eine einzige Großbaustelle. Es geht über einen Hügel und wir sehen, warum da gebaut wird. Wie zum Hohn für die einheimische Bevölkerung liegt in der nächsten Bucht ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, am Ufer befinden sich diverse Hotelanlagen.

Die Zufahrt besteht aus einem nagelneuen vierspurigen Zubringer, der Zutritt ist mit Schranke und Wachpersonal abgesichert. Bereits auf ihrem gestrigen Ausflug haben die anderen festgestellt, dass, genau wie vor ein paar Jahren schon, alle schönen Strände im Besitz der internationalen Touristikkonzerne sind und die Einheimischen keinen Zutritt haben, höchstens als billige Arbeitskräfte. Nach etwa 20 km biegen wir nach rechts von der Hauptstraße ab, jetzt geht es eine gute halbe Stunde lang über Landstraßen unterschiedlichster Qualität, Schlaglöcher und Schotterpiste eingeschlossen.
Luperon entpuppt sich als Kleinstadt mit Unmengen kleiner Läden, Friseurgeschäfte, Kneipen und Restaurants. Wir wandern ein wenig hin und her und bestellen dann in einer Kneipe Bier.
Zu unserer Überraschung bekommen wir das Bier nicht nur in Flaschen von einem dreiviertel Liter, sondern es wird zum Bier ein echtes Glas auf den Tisch gestellt. In der gesamten von den USA beeinflussten Welt bekamen wir Bier fast immer nur in Dosen, evtl. mit einem Plastikbecher. Auch im hiesigen Restaurant neben der Marina wurde am Freitagabend das Essen auf richtigen Porzellantellern mit richtigem Metallbesteck und Getränke in den dazu passenden Gläsern serviert. Mir fällt der Unterschied nach etlichen Monaten USA regelrecht auf, dort gibt es fast nur Wegwerfgeschirr. Offensichtlich ist das billiger als Tellerwäscher zu bezahlen. Kein Wunder, dass der klassische amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden, heute selten geworden ist, es gibt einfach zu wenig Teller in den USA. Bis wir das viele Bier ausgetrunken haben, wird es dämmerig und wir holpern über die Schlaglochstraßen wieder nach Hause. In den Dörfern sind jetzt endlich Leute zu sehen. Vor den kleinen Läden und Imbissbuden spielt sich das abendliche Leben draußen ab, wie ich es auch von Kourou aus kenne, dort beginnt das Leben abends ab 19:00 Uhr, hier ist es anscheinend ebenso.
Auf JABULO ist das Essen fast fertig, der Reis ist gar, Andrea muss nur noch den Fisch braten. Die Dorade hat wunderbar festes Fleisch und praktisch keine Gräten, so muss Fisch schmecken. Der Wind kommt immer noch kräftig von Osten, in der Nacht gibt es starke Regenschauer, die endlich das viele Salz vom Deck waschen.
27. Februar, Dienstag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Gleich nach dem Frühstück geht es ans Arbeiten. Ich messe die Länge des alten gebrauchten Großfalls, das noch vom Vorbesitzer stammt, nach, das ich seit Deltaville als Reserve mitschleppe. Es ist lang genug, also werden wir es setzen, der neuen Leine traue ich nur bedingt. Andreas wird mit dem Bootsmannsstuhl in dem Masttop hoch gezogen, um zuerst die abgerissenen Enden des Falls zu entwirren. Zum Glück ist die lose Part nicht über den Block im Mast verschwunden, er lässt das Ende zu uns runter. Wir vernähen es mit der neuen (alten) Leine. Dann löst er den Knoten der festen Part und ein paar Meter defekter Leine fallen aufs Deck. Mit einer Hilfsleine zieht er das andere Ende des neuen (alten) Falls hoch und verknotet es im Masttop. Jetzt müssen wir nur noch den gesamten fast 120 m langen Wuhling der beiden verbundenen Falls nach unter durchziehen und siehe da, das Großsegel kann wieder gehisst werden.
Anschließend gehe ich mit Sabine und Andreas zur Marina, die beiden müssen erneut einreisen, damit ich sie von meiner Crewliste nehmen kann. Gegen Zahlung von ein paar Dollars gibt es die erforderlichen Dokumente und Stempel. Die beiden und Andrea wollen noch einen weiteren Ausflug zu einem Wasserfall in der Nähe unternehmen und auf dem Rückweg ein paar frische Lebensmittel besorgen.
Andi und ich bleiben an Bord und installieren die neue Bilgenpumpe im Heck. Andi passt komplett in den Kasten hinein und kann von innen erkennen, wo das viele Wasser eindringt. Die Klappe muss komplett raus und neu eingedichtet werden, was wir auch noch erledigen. Eine weitere Inspektion ergibt, dass die Großschot ebenfalls schwer beschädigt ist, so können wir nicht segeln. Einer der Metallbügel an einem der Blöcke ist gebrochen und hat die Schot mit seinen scharfen Bruchkanten an mehreren Stellen eingeschnitten. Die Schot ist hin, einer der Blöcke ebenfalls. Zum Glück habe ich einen passenden Block dabei, auch wenn es nicht exakt derselbe ist, wird es gehen. Die neue in Puerto Plata erstandene Leine muss als neue Großschot herhalten. Leider ist zusätzlich eine Schraube am Travellerschlitten abgeschert, was wir mit Bordmitteln nicht reparieren können. Für den Rest der Etappe ist sanftes Segeln bzw. Segeln nur mit der Genua angesagt. Nach den Arbeiten wandere ich in der Marina herum, gegenüber liegt ein mir bisher unbekannter Katamaran. Zu meiner Überraschung ist es eine DEAN, aber eine 360, von denen DEAN etliche verkauft hat. Die Eigner, Lisa und Rick aus den USA, sind gerade dabei, das Schiff aus dem Winterschlaf zu holen.
Sabine, Andrea und Andreas kommen bald mit Einkaufstüten beladen zurück, der Wasserfall wird als Rafting-Attraktion von den Reiseveranstaltern der Hotels genutzt und nicht so ohne Weiteres für Normalmenschen besuchbar. Für unsere Zwecke ist das alles zu teuer und zu spektakulär, außerdem haben wir auf der Fahrt hierher unseren Anteil an unvorhergesehenen Duschen gehabt. Zum Abschluss unseres gemeinsamen Törns werden wir anderen 3 Mitsegler von den Klassens zum Abendessen eingeladen. Heute ist Tag der Unabhängigkeit und damit ein Feiertag. An der Straße sitzen alle möglichen Einheimischen und feiern mit lauter Musik, Grill und Getränken diesen Tag. Unser Stammrestaurant hat deswegen geschlossen, ein paar Meter weiter finden wir ein mexikanisches Restaurant, das ist eine schöne Abwechslung. Wie nebenan kosten die Drinks nur 100 bzw. 200 Pesos, da kann man sich den einen oder anderen schon gönnen. Satt und lustig kehren wir zu JABULO zurück. Andrea und Andi recherchieren im Internet, ob sie nicht auch ein paar Tage mit ins All-Incusive-Hotel gehen sollen, und finden tatsächlich noch 2 Zimmer für jeweils 3 Nächte in derselben Anlage wie die Klassens.
28. Februar, Mittwoch, Dom. Republik, Ocean World Marina
Sabine und Andreas packen ihre Sachen und reinigen ihren Wohnbereich. Ich arbeite derweil am Abschluss der gemeinsamen Bordkasse, ab heute geht alles nur noch durch drei Personen. Nach erfolgter Abrechnung verlässt die gesamte Crew das Schiff, ich bleibe für zwei Tage allein zurück. Ich kontrolliere alle unsere Bankkonten, insbesondere die Kreditkartenabrechnungen. Erstaunlicherweise erhalte ich auch beim Geldabheben in der DOM REP einen Umrechnungskurs, der praktisch identisch mit dem aktuellen Devisenkurs ist. Am Nachmittag schaue ich mir eine vierteilige Krimiserie an, zu essen gibt es genug, es sind noch Reste von gestern und vorgestern im Kühlschrank, die ich mir in der Mikrowelle nur aufwärmen muss.
01. März, Donnerstag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Das Wetter wird immer besser, der Sturm hat nachgelassen, es regnet nicht mehr, am Freitagabend soll der Wind auf westliche Richtungen drehen. Ich schreibe den ganzen Tag an meinem Blog, ich bin mehr als 2 Wochen hintendran.
02. März, Freitag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Der Blog ist immer noch nicht fertig, und die Bilder müssen auch noch verkleinert und hochgeladen werden, also sitze ich bis mittags wieder vor dem Computer. Ich melde unsere Abreise bei der Marina an und hole die letzte Ladung gewaschener Wäsche ab. Wenn wir heute noch Diesel bunkern wollen, müsste ich bis spätestens 15:00 Uhr an der Tankstelle sein, das werde ich nicht schaffen, bis dahin ist die Crew sicher noch nicht zurück. Immerhin, die Zollformalitäten kann ich heute erledigen, den Rest machen wir morgen früh. Es wird tatsächlich fast 18:00 Uhr, bis Andrea und Andi vom Hotel zurück kommen, fürs Ausklarieren ist es jetzt zu spät.
Sie haben anscheinend beide noch etwas Restalkohol im Blut und erzählen von ihren Erlebnissen in der Welt des Überflusses, ständig gibt es irgendwo was zu essen und zu trinken, sogar in den Zimmern sind individuelle Bars eingerichtet. Es sind überwiegend Kanadier in der Anlage, ein paar Deutsche sind auch dabei. Insgesamt sind sehr viele Menschen auf engem Raum zusammen, nach den einsamen Wochen auf den Bahamas müssen die Segler sich wieder auf so eine Massenabfertigung einstellen. Ich erkläre den morgigen Plan, wir wollen um 08:00 tanken fahren bezahlen und ausklarieren.
KW 07-08, ab 12. Febr.
12. Februar, Montag, Clarence Town
Der Wind bleibt bei über 20 kn, JABULO schaukelt ein wenig, aber es ist gut erträglich. Morgens um 08:00 kommt das Versorgungsschiff der Bahamas und macht am offiziellen Anleger fest, zum Glück liegen wir wieder draußen. Wir müssen unseren Leihwagen heute um 14:00 abgeben. Es bleibt nach dem Frühstück genug Zeit, zur Untersuchung meiner Schwindelattacke zur Inselklinik zu fahren. Mit Andi und Andreas setzen wir mit Klein-JABULO zur Marina über. Mit dem Wind kommen wir trocken dort an, auf dem Rückweg wird es etwas nasser zugehen. Die Klinik, genannt Health Center, befindet sich im Hauptort ca. 15 km nördlich. Das Gebäude stammt sicherlich aus Kolonialzeiten, ist von außen und innen in dem typischen Krankenhausgrün gestrichen. Im Empfangs- und Warteraum halten sich mehrer Krankenschwestern und Pfleger aus, Patienten sehe ich vorerst nicht. Bürokratie muss sein, als erstes muss ich einen Anmeldebogen ausfüllen.
Dann werden Blutdruck, Körpergröße und Gewicht gemessen, bevor ich im Innenflur Platz nehmen kann. Außer mir sind noch 2 Frauen als Patienten anwesend. Es dauert nicht lange, dann holt mich die diensthabende Ärztin, Dr. Carter, in ihr Sprechzimmer. Sie ist eine freundliche Frau und wie ich bald merke sehr kompetente Ärztin um die 50 Jahre und hört sich aufmerksam meine Krankengeschichte an. Leider ist das EKG-Gerät gerade kaputt und Blutanalysen kann sie auch nicht durchführen. Also kommt die klassische Methode zum Einsatz, Stethoskop, Pulsmesser und noch mal Blutdruck-Armbinde. Ihre Diagnose ist ebenfalls TIA, zur Sicherheit telefoniert sie noch mit einer Spezialistin in einer Herzklinik in Nassau. Mir wird empfohlen, mich so bald wie möglich mittels MRT gründlich untersuchen zu lassen, um die Ursache der Herzrhythmusstörungen rauszufinden. Als aktuelle Maßnahme gibt es nur die Einnahme von Beta-Blockern zur Senkung von Puls und Blutdruck sowie von schwach dosiertem Aspirin zur Blutverdünnung. Die Tabletten gibt es gleich mit auf den Weg.
Wir diskutieren kurz die medizinischen Möglichkeiten in den Bahamas, aber wahrscheinlich müsste ich entweder nach Miami oder sogar nach Deutschland fliegen. Da ich vorher JABULO irgendwo in eine sichere Marina segeln müsste, käme eine sofortige Abreise mit dem täglichen Flugzeug nicht in Frage, in der Flying Fisch Marina hier in Clarence Town ist kein Platz frei, das habe ich schon erkundet. Dr. Carter versichert mir, dass keine akute Gefahr vorläge und bringt zum Schluss ihr ultimatives Behandlungsinstrument zum Einsatz, ihre Bibel. Die liegt stets aufgeschlagen auf ihrem Schreibtisch und nach einem kurzen Gebet für mich umarmt sie mich zum Abschied und entlässt mich mit den besten Wünschen.

Wir fahren zurück zur Marina, geben das Auto ab und werden auf der Rückfahrt zu JABULO ein wenig nass. An Bord diskutieren wir das Ergebnis der Untersuchung, im Zweifelsfall müsste die Crew hier den Törn abbrechen. Ich vertage die Entscheidung, wir sitzen wegen des Starkwinds sowieso noch bis mindestens Freitag fest. In der Zwischenzeit ist eine Motoryacht angekommen, die Schutz vor den Wellen sucht, einer der Katamarane ist abgesegelt, etwas bewegt sich hier also doch. Zum Glück haben wir Telefonverbindung, ich informiere meine Familie über die Situation und setze dann eine Annonce zum Verkauf eines unserer Autos ins Internet bei mobile.de. Zum Abendessen gibt es Kartoffelsalat mit Bratwurst und wir schauen uns den zweiten Teil von „Die Götter müssen verrückt sein“.
13.-15. Februar, Clarence Town
Die folgenden drei Tage vergehen langsam, die Crew zieht es noch ein paar Mal zu Ausflügen mit dem Dinghi an die umliegenden Strände.
Ich arbeite am Computer, um auf noonsite.com und activecaptain.com möglichst verlässliche Informationen über unser nächstes Ziel, die BVIs zu erhalten. Täglich überarbeite ich anhand der GRIB-Daten die geplante Route dorthin. Wir müssen wohl aufkreuzen, es ist keine Winddrehung in Sicht. Andreas versucht sich in unendlicher Geduld als Angler, hat aber keinen Erfolg. Bei der Marina melde ich mich zum Ausklarieren an, der Customs-Inspektor wird am Donnerstagmittag dort sein und uns die Papiere ausfertigen. Es ist nicht ganz klar, ob wir für die BVIs eine Ausklarierung benötigen, die offiziellen Seiten der Inselgruppe widersprechen sich. Ich gehe auf Nummer sicher, es macht keinen Spaß, bei unserer Ankunft mit den dortigen Behörden zu diskutieren und evtl. hohe Bußgelder zu bezahlen, wie es anderen Seglern schon passiert ist. Wir haben Zeit, deshalb gibt es am Mittwoch mal wieder Pizza zum Abendessen und im Bordkino läuft die englische Komödie „Kalendergirls“, in dem die braven Hausfrauen eines Provinzdorfes einen Kalender mit Nacktfotos von sich produzieren.
Am Donnerstag lässt der Wind deutlich nach, wir haben zwar immer noch 15 kn, aber die Wellen werden angenehmer. Drei andere Katamarane lichten den Anker. Als Vorbereitung auf unsere morgige Abreise lasse ich den Wassermacher den ganzen Tag laufen, um die Tanks voll zu bekommen. Eine Kontrolle der Ölstände in den Getrieben ergibt die bekannte Tatsache, dass ich jeweils 100 bis 150 ml nachfüllen muss. Es ist absolut unklar, wo das Öl verschwindet. Unsere Vorräte sollten für mindestens eine Woche reichen, es gibt nur selbst gebackenes Brot, frische Sachen sind Mangelware.

Am Mittag fahre ich mit Andreas zum Ausklarieren, der Spaß kostet exakt unsere letzten 175 Dollar, jetzt sind wir sozusagen pleite, was lokales Geld betrifft. Das Abendessen besteht aus Nudeln mit der restlichen Pizzasauce und ein paar Würstchen.

Im Kino ist härtere Kost angesagt, der französische Film „Nikita“ zeigt die Ausbildung einer jungen straffälligen Frau zu Profikillerin und deren Leben als solche.
16. Februar, Freitag, Clarence Town => San Salvador 74 nm
Morgens um 08:00 geht es endlich weiter, mir geht es gut, ich habe keine Nachwirkungen meines Anfalls. Wir lichten den Anker und nach ein paar anfänglichen Winddrehern aufgrund von lokalen Schauerböen segeln wir hart am Wind nach Norden, wir können bei Ostwind aus 90° einen Kurs von 10-15° so eben halten. Die Abdrift des Katamarans ist mit 10-15° doch erheblich. Um 16:00 haben wir San Salvador genau steuerbord querab. Um uns eine letzte ruhige Nacht zu verschaffen, holen wir die Segel ein und motoren 2 Stunden lang genau nach Osten gegen den Wind. San Salvador steigt abrupt von mehreren Tausend Metern Meerestiefe aus dem Meer. Auf der Westseite gibt es einen nur wenige hundert Meter breiten Streifen flachen Wassers, dort lassen wir bei Sonnenuntergang den Anker fallen. Genau hier ist angeblich Columbus auf seiner ersten Reise über den Atlantik am 12. Oktober 1492 vor Anker gegangen. Uns umweht hier also nicht der Nordostpassat, sondern der Hauch der Geschichte. Und zum Glück ist es wirklich nur mehr ein Hauch, wir verbringen die erste nicht schaukelnde Nacht seit Wochen und schlafen tief und fest. Für eine Woche lang soll es die letzte ruhige Nacht werden.
17.-20. Februar, San Salvador => Big Sand Cay 470 nm
Morgens ist es fast windstill, der neueste Wetterbericht sagt aber unverändert Windstärke 4-5 an. Wir tauschen die letzten Nachrichten mit zu Hause aus, ab jetzt ist Funkstille, bis wir wieder in die Nähe von Land kommen. Aus dem Schriftwechsel meiner Frau mit einem Kaufinteressenten geht hervor, dass heute jemand kommt, das annoncierte Auto abzuholen. Ich gebe ihr per Threema letzte Informationen, wo alles Zubehör liegt, eine Sorge weniger. Wir lichten den Anker, Frühstück gibt es unterwegs.
Solange wir im Schutz der Insel sind, gleitet JABULO absolut ruhig ins tiefe Wasser, um dann nach Norden zu schwenken. Nach ein paar Stunden sind wir im offenen Wasser und können den Kurs auf 15-20° ändern. Nach ca. 30 Meilen und 5-6 Stunden dreht der Wind allmählich zu unseren Ungunsten, wir fahren die erste Wende auf Kurs 150°. Aktuell haben wir das Großsegel im ersten Reff und die Genua voll geöffnet. JABULO macht hier draußen konstant 7-8 Knoten, die Wellen halten sich bei 1-2 m Höhe, wenn es so weiterginge, wäre es wunderbar. Nach erneuten 30 Meilen wenden wir zurück in Richtung Norden, jetzt können wir 30° halten. Wir haben einen 2-stündigen Wachrhythmus vereinbart, damit sollte jeder zu einer ausreichenden Schlafpause kommen. Ich bin erst heute Nacht um 02:00 Uhr dran.
Wie immer, erfolgen die Kapriolen des Windes im Dunkeln, so auch heute. Um halb neun abends sitzt Andreas verzweifelt am Ruder und kann den unvorhersehbaren Drehungen nicht folgen. Der Autopilot ist völlig überfordert und auch per Handsteuerung ist wenig zu machen. Nach einer knappen Viertelstunde mit hin und her schlagenden Segeln holen wir das Großsegel ein und eiern mit der Genua herum, bis der Wind sich entschließt, wieder konstant aus einer Richtung zu wehen. Es geht weiter in nördliche Richtungen. Im Großen und Ganzen können wir erneut die vorigen 30° anliegen. Ich habe bewusst das Großsegel unten gelassen; nur mit der Genua sind wir zwar langsamer, aber es kann nichts passieren. Als ich meine Wache antrete, sitzt Andrea am Ruder. Der Wind drückt uns immer weiter nach Norden weg, sie versucht Höhe zu kneifen, was aber nur dazu führt, dass wir nur noch 3 kn laufen. Wir wenden erneut und für 50 Meilen bleiben wir auf dem Backbordbug. Sobald es hell ist setzen wir das Großsegel erneut, diesmal im 2. Reff. Wir laufen dennoch immer um die 8 kn. Der Wind nimmt langsam aber stetig zu, der scheinbare Wind kommt uns mit 25-30 kn unter 45° von vorne entgegen, das ist Windstärke 6. Die Wellen werden ebenfalls immer höher, bis zu 3m, es kommt mehr und mehr Wasser über, hin und wieder schlägt die Gischt über das ganze Deck und sogar über das Cockpit. Die Wellen schlagen natürlich mit brutaler Gewalt unter das Brückendeck, die Lautstärke der Schläge ist enorm. In den vorderen Kojen liegt man mit dem Ohr sozusagen auf der Trommel, was das Schlafen nicht gerade fördert.
Zum Glück ist JABULO ein älterer Katamaran mit einem geschützten Steuerstand, keiner von uns benötigt irgendwelche Schutzkleidung, wir leben weiterhin in T-Shirt und kurzen Hosen, allenfalls eine dünne Jacke kommt hin und wieder zum Einsatz. Ich möchte bei dem Wetter um keinen Preis auf dem hoch oben liegenden völlig ungeschützten Steuerstand einer modernen Charteryacht sitzen. Auch sonst lässt es sich trotz der enorm harten, abrupten Schiffsbewegungen an Bord noch leben. Wir kochen, backen und essen fast wie normal. Man muss sich nur stetig mit einer Hand irgendwo festhalten. Vom Steuerstand sieht es beim Hochklettern auf einen Wellenberg manchmal so aus, als ob das Schiff jeden Moment kentert. Ein Blick nach innen in die Kombüse beruhigt mich jedes Mal, der Wasserkessel steht ohne Rutschsicherung auf dem Drahtrost des Gasherdes und bewegt sich kaum hin und her. Auf einem Einrumpfboot gäbe e seit San Salvador nur noch Tütensuppen, wir fahren immerhin so hoch am Wind wie möglich, ein Einrümpfer zöge die ganze Zeit die Reling durchs Wasser.
Trotz all dieses relativen Komforts müssen wir eine Pause einlegen. Unser Wetterbericht wird immer unzuverlässiger. Meinen ursprünglichen Plan, weit nach Norden auszuholen und dem starken Ostnordost auszuweichen, können wir mittlerweile vergessen. Wir sind schon zu weit südlich, aber wohin?? Wenn wir so im 30-50 Meilen Zick-Zack weitersegeln, brauchen wir fast noch 2 Wochen zu den BVIs. Das geht so nicht. Ich studiere die Karten und Segelführer, für die letzten Bahamas-Inseln sind wir zu weit im Osten, in die Turks und Caicos will ich nicht, um die damit verbundene Einklarierung zu vermeiden. Außerdem gibt es dort auch nichts Vernünftiges für die Schiffsversorgung. Es bleibt nur die Dominikanische Republik. Ich messe die Entfernungen, schaue in den Segelhandbüchern nach Häfen und Marinas. Es sollte klappen, wenn wir noch einmal Zick und Zack fahren, können wir anschließend auf einem Bug direkt durch die Caicos Straße hindurch in die Ocean World Marina einlaufen. Laut Reiseführer kann man dort, ohne von gierigen Beamten abgezockt zu werden, unbürokratisch und korrekt einklarieren.
Mittlerweile sind wir 3 volle Tage auf See, die dritte Nacht steht an. Nachts nehmen wir stets das Großsegel herunter, so ist es einfach sicherer, auch wenn wir damit viel Zeit verschenken. Wir haben knappe 300 Seemeilen hinter uns gebracht und gewöhnen uns allmählich an die ständigen starken Schiffsbewegungen und den Lärm, das Bordleben ist zwar ein wenig gedämpft, aber die Stimmung ist immer noch gut. Es gibt jeden Morgen ein normales, üppiges Frühstück mit frischem Brot oder frischen Brötchen. Zwischendrin nimmt sich jeder einen Imbiss, einen Snack oder Müsliriegel. Nachmittags gibt es immer Kaffee und Kekse. Jeder macht irgendwann ein kleines Nickerchen, gekocht wird gut, entweder mit Reis oder Nudeln, dazu diverse Saucen und Eintöpfe aus dem Vorratsschrank. Im Gefrierfach liegen noch Hähnchenfilets, die als Curry zubereitet werden. Zu Beginn der Fahrt hatte Andrea Bedenken, dass die Vorräte nicht reichen würden, inzwischen glaubt auch sie, dass wir nicht verhungern werden. Zum Glück sind wir mit vollen Wassertanks gestartet, ich glaube nicht, dass der Wassermacher bei der hohen Strömungsgeschwindigkeit am Rumpf viel leistet. Der Alkoholkonsum ist angesichts der Wacheinteilung und des Schlafmangels drastisch zurückgefahren worden. Der Sundowner ist zeitweilig von der Agenda verschwunden.
Am nächsten Morgen kündige ich an, dass wir zur DOM-REP laufen werden, was einen Sturm der Zustimmung auslöst. Es sind noch ca. 170 Meilen bis zu den Turks-Inseln und von dort dann noch 90 Meilen zu DOM-REP, wir laufen auf Kurs 150-160° direkt auf die Turks-Inseln zu. Das Wetter hat sich leicht geändert, es ist klare Luft, der Wind ist zwar immer noch stark, die Wellen sind jedoch gefühlt schwächer. Andrea nutzt die Gelegenheit, sich aufs Vordeck zu legen. (Einrumpfsegler aufgemerkt: Bei Windstärke 6 und 45° am Wind!!!!) Als sie gerade so schön vor sich hin träumt, tut es einen Schlag, ich habe gerade Wache und merke, irgendwas ist mit dem Großsegel. Da ruft sie auch schon von vorne, das Großfall ist gerissen. Weil das Segel blitzartig sauber in den Lazy-Jacks nach unten gefallen ist, merkt man erstmal wenig Unterschied am Ruder. Wir holen die Großschot dicht, bringen den Traveller auf die Mittelposition und müssen jetzt mit der Genua alleine weitersegeln. Das kostet uns ca. 10° Höhe und 1-2 Knoten Wind, zumindest solange der Wind so stark bleibt. Ich überlege kurz, ob es Sinn macht Southern Caicos anzulaufen. Aber ob es dort irgendwo ein Großfall in der erforderlichen Dimension gibt???
Am Mittag passieren wir den Eingang zur Caicos-Straße. Um uns für eine Nacht Ruhe zu gönnen, peile ich die südlichste Insel der Turks, das unbewohnte Big Sand Cay an. Eine Havarie ist immer eine gute Entschuldigung für einen Landfall, auch ohne sich vorher anzumelden. Mal sehen, ob überhaupt jemand uns bemerkt und dann auch noch rüber gefahren kommt. Das AIS habe ich schon weit draußen abgeschaltet. Kurz vor Sonneuntergang erreichen wir den Wellenschutz der Insel, aber das Vorsegel lässt sich nicht einrollen, die Reffleine hat sich in der Trommel verklemmt. Heute lassen wir aber nichts aus. Ich drehe JABULO vor den Wind, das Vordeck liegt trotz mehr als 20 kn Wind vollkommen still im Wasser, Andi Und Andreas dröseln mit der Hand die Leine auf, Andrea beleuchtet den Arbeitsplatz mit der Taschenlampe. Nach einer Viertelstunde können wir das Segel endlich einrollen und müssen die 2 Meilen, die wir vor dem Wind abgelaufen sind, zurück motoren. Egal um 19:30 liegt der ROCNA Anker unten und wir können uns eine Pause gönnen. Die See ist zwar unruhig, aber das laute Schlagen der Wellen unter dem Rumpf hört auf. Heute gibt es wieder einen Sundowner, die Ankerwache übernimmt der Computer und wir können beruhigt schlafen gehen.
21. Februar, Mittwoch, Big Sand Cay => Dom. Republik 191 nm
Heute ist Mittwoch, es sind noch knapp 90 Meilen Luftlinie zum Ziel, das sollten wir auch noch schaffen. Der Wind wird erst am Nachmittag in die gewünschte Richtung drehen, wir beschließen, um 17:00 früh zu Abend zu essen und dann loszufahren, der Tag wird mit Trocknen der Kabinen, Handtücher, Betten usw. verbracht. Nur mit der Genua als Antrieb sollten wir Donnerstag im Laufe des Tages eintreffen. Leider ist unsere Vorhersage nicht aktuell, wir sind kaum aus dem Schutz der Insel heraus, da überfallen uns im Stundentakt die gefürchteten Squalls, das sind schwere Regenschauer, die unberechenbare Winde mit sich bringen. Zum Glück haben wir nur das Vorsegel draußen, das Groß ist ja nicht einsatzfähig. So ein Squall kündigt sich dadurch an , dass der Wind rapide abnimmt und dreht, um dann aber mit dem Eintreffen der Regenwand enorm zuzulegen. Mich erwischt es am Ruder gleich um ca. 19:00 Uhr. Urplötzlich jagt der Windmesser auf 40 Knoten und mehr hoch, der Regen prasselt mit Urgewalt aufs Schiff nieder. Ich gehe so hoch an den Wind wie möglich, JABULO soll noch Fahrt machen, aber möglichst wenig, bei 4 Knoten ist Schluss, dann fällt das Segel ein. Die Attacke dauert vielleicht 10 Minuten, dann sind wir durch, mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Was ist, wenn uns das voll ausgereffte Vorsegel flöten geht??? Aber es geht gut, vorsichtshalber reffen wir dennoch ein wenig, die Nacht ist noch lang.
Was ist mit dem Wetter los??? Der Zufall kommt uns zu Hilfe, von achtern kommt ein Schiff auf, auf dem Computer sehe ich das AIS-Signal der AIDA-LUNA. Sie wird etwa 2 Meilen vor uns durchgehen. Da wir unser AIS auf Nur-Empfang geschaltet haben, funke ich den Kreuzfahrer an und mache ihn drauf aufmerksam, dass wir sehr dicht in der Nähe rumschippern, er kann dann auch bald unsere Positionslichter ausmachen. Später rufe ich erneut an, diesmal auf Deutsch, ob er uns den aktuellen Wetterbericht durchgeben kann. Er kann, der Wind soll die ganze Nacht um die 30 Knoten betragen mit Spitzenwerten bis zu 50 kn in Böen. Na Prima, denke ich mir, bis mir einfällt, dass die AIDA mit 17 kn anstelle unserer 5-6 läuft und ich getrost 10 Knoten abziehen kann. Ich bedanke mich und übergebe die Wache an Andi.
22. Februar, Donnerstag, Big Sand Cay => Dom. Republik 191 nm
Wir fahren die ganze Nacht mit dem gerefften Vorsegel weiter, was leider dazu führt, dass wir beim Ausreffen am Morgen um 08:00 Uhr zwar 20 Meilen vor der Küste stehen, aber noch 35 Meilen bis zum Ziel haben. Um 10:00 reicht es mir, nur mit dem Vorsegel kommen wir direkt gegenan heute nicht mehr in den Hafen. Die Motoren müssen ran, auch wenn es gegen den Wind und gegen die Wellen geht. Wir rollen auch das Vorsegel ein und kämpfen uns mit 4-5 kn mit beiden Maschinen auf 2.500 U/min langsam zur Marina. Die Wellenhöhe beträgt nach wie vor 3-4 m, der Windmesser zeigt kaum jemals unter 25 kn, in Böen sind es wie in der Nacht 40 kn. Trotz der unangenehmen Schiffsbewegungen, auf und ab wie, macht es irgendwie Spaß so zu fahren. Zwischen den Regenschauern haben wir klares Wetter mit Schönwetterwolken. Auf Steuerbord ist die gewaltige Bergkette der Dominikanischen Republik mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Ab jetzt ist Schluss mit den flachen Koralleninseln.
Um ca. 15:00 sind wir in Sichtweite der Marina-Einfahrt. Leider habe ich auf dem Raymarine Plotter am Steuerstand keine Karte für dieses Gebiet, ich übertrage die wichtigen Wegpunkte vom Rechner aus dem Open-CPN in den Plotter und fahre wie in alten Zeiten mit reiner Wegpunktnavigation. Die Einfahrt ist extrem schmal und der Wind kommt im ausgetonnten Kanal mit 25 kn exakt von Backbord mit 90° zur Schiffsachse. Endlich erreiche ich den Hafenmeister, der uns bestätigt, dass er genügend freie Plätze hat und uns einen vorläufigen Platz an der Tankstelle zuweist. An der Ansteuerungstonne angekommen, können wir die weitere Betonnung nur schwer ausmachen, ich drehe sicherheitshalber noch einmal nach draußen ab. Beim zweiten Versuch sehen wir die Tonnen besser. Angesichts der ungeheuren Wellen, die direkt rechts der roten Tonnenreihe auf ein Riff aufschlagen, haben wir nur eine Chance. Gasgeben und durch, lautet die Devise, Wenden oder sonstige Manöver sind in der engen Einfahrt unmöglich. Mit 6 Knoten halte ich mich so dicht wie möglich links an die grünen Tonnen und schwenke mit voller Fahrt um 90° nach links in die Hafeneinfahrt rein: Geschafft, schlagartig ist das Wasser ruhig, der Wind kommt jetzt wieder von vorne und bremst uns ab, so dass wir entspannt an der Tankstelle anlegen können. Der Hafenmeister mit einigen Hilfskräften ist da und sie nehmen unsere Leinen an.

Wir kämpfen noch mit den Leinen, die an der hohen Betonkante wie verrückt scheuern, da kommt das Begrüßungskommitee von Militär, Zoll und Einwanderung an Bord. Unsere Pässe werden geprüft, der Zoll beamte schaut einmal durchs Schiff, die Ausklarierung aus Clarence Town begutachtet. Ich bin anscheinend etwas im Tran, denn die Aktion geht irgendwie an mir vorüber. Ich soll morgen mit den Pässen noch einmal zur Einwanderungsbehörde kommen, dann bekommen wir unsere offiziellen Stempel und müssen die Gebühren von 75 $ für das Schiff und jeweils 12,50 $ pro Person bezahlen. Damit ist für heute die Bürokratie erledigt. Man teilt uns mit, dass die Marine den Hafen wegen des Sturms fürs Auslaufen gesperrt hat. Wir wollen heute sicher nicht weiter, also ist uns das egal.

Meine Crew hat noch soviel Energie, dass sie sofort die Marina und die Umgebung erkunden muss. Der Erkundungsgang ergibt, dass gleich außerhalb der Marina mehrere Restaurants/Bars liegen. Die Mannschaft will nachher doprt en paar Drinks nehmen. Ich bleibe an Bord, schon weil ich wegen eines seit drei Tagen in meiner linken Ferse steckenden Glassplitters von einem zerbrochenen Trinkglas kaum noch auftreten, geschweige denn länger laufen kann.
Ab 19:00 Uhr bricht auf der Terrasse des gegenüberliegenden Luxushotels die Hölle los, eine gewaltige Verstärkeranlage erfüllt die gesamte Bucht mit wummernden Bässen. Ein Discjockey legt zu dem elektronischen Bassgerät die gesamte Palette der Disco-Musik ab den 70iger Jahren auf. Auf der Terrasse wird getanzt und gefeiert.

Wie wir später erfahren, sind Donnerstagabend Gäste der umliegenden All-Inclusive-Hotelanlagen zu einer Disco-Nacht im Hafen angereist. Nach dem Abendessen kommt die Crew zurück aus der Bar. Sie gehört anscheinend Kanadiern und eine der Bedienungen hat jahrelang in Deutschland gelebt, so dass die Verständigung auch ohne mich gut geklappt hat. Sie haben neben einer Essensreservierung für morgen abend einen Mittagstermin für mich in einer der lokalen Kliniken ausgemacht, damit ich endlich den Glassplitter loswerde. Andrea versucht noch, bei der Disco mit reinzukommen, aber die Veranstaltung ist eine geschlossene Gesellschaft. Gemeinsam warten wir das Ende der Disco ab, endlich um 23:30 herrscht Ruhe, vorher war Schlafen unmöglich, das ganze Schiff hat mit den Bässen mitvibriert.
23.-Februar, Freitag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Nach ausgiebigem Schlaf humpele ich trotz Scherbe zu dem in einem kleinen Laden postierten Geldautomaten und hebe 10.000 Peso ab, das sind etwa 200 USD oder 175 EUR. Mehr gibt es pro Transaktion nicht. Damit und unseren Pässen besuche ich den Einwanderungsbeamten. Als Zeichen seiner offiziellen Funktion trägt er eine Art Polizeimarke um den Hals. Der Beamte ist ein freundlicher, gemütlicher Herr um die 50 Jahre. Leider spricht er kaum Englisch, als ich es dann auf Französisch versuche, ist er glücklich. Auch davon kann er nur wenig, aber wir kommen gut zurecht. Nach 10 Minuten Smalltalk ist alles erledigt, 7.000 Pesos sind in der Staatskasse und ich habe alle erforderlichen Stempel im Pass. An der Rezeption erstehe ich eine Gastlandflagge der Dominikanischen Republik. In der Zwischenzeit hat die Crew unsere gesamte Wäsche in zwei Säcken zur Marina-Wäscherei gebracht. Sobald die fertig ist, wird sie uns zum Boot gebracht, welche ein Service. Dann verholen wir JABULO zu einem der offiziellen Stege in der Marina. Auch am neuen Liegeplatz gibt es dasselbe Problem, die Leinen scheuern an den Betonkanten der Stege, zwei sind schon kaputt. Am neuen Liegeplatz legen wir Fender unter die Leinen, das scheint einigermaßen zu funktionieren, leider schwingt das Schiff aufgrund des Windes und des Schwells enorm hin und her und wir müssen immer wieder die Leinen kontrollieren.
Weil ich so schlecht laufen kann, bringt der Hafenmeister Andi, Andreas und mich mit seinem Golf-Cart zum Restaurant, von dort soll es in die Klinik gehen.

Der Sohn der Familie wird unser Chauffeur und Dolmetscher sein, er fährt uns mit seinem Van in das nur 6 km entfernte Puerto Plata in eine Klinik. Puerto Plata ist eine typisch südamerikanische Stadt mit ungeheurem Verkehr, Unmengen von Miniaturgeschäften und Firmen entlang der Straßen. Überall fahren Unmengen von Mopeds, besetzt mit bis zu 4 Personen, kreuz und quer herum. Niemand trägt einen Helm oder zumindest feste Schuhe. Die Klinik befindet sich in einen Gewirr von Seitengassen in der Nähe des Hafens. Alle Gänge stehen voller Leute, die auf irgendwen oder irgendwas warten.

An der Rezeption überreiche ich meinen Führerschein als Ausweis für die Personalien. Dann heißt es warten, Andi und Andreas gehen derweil einen Kaffee trinken und Geld abheben. Nach weniger als einer Stunde werde ich aufgerufen und in die Ambulanz bugsiert. Mein Dolmetscher übersetzt die Geschichte und nach weiteren 15 Minuten geht es im Rollstuhl ab zum Röntgen. Der Splitter ist klar zu erkennen, er sitzt nach 3 Tagen Drauftretens tief im Fleisch, hier muss operiert werden. Ich bekomme eine Infusion mit einem entspannenden Mittel und dann sieht sich die diensthabende Ärztin die Sache an. Ein Pfleger bringt ein steriles vorgepacktes Operationsset und die Ärztin öffnet mit dem Skalpell die bereits zugewachsene Wunde erneut und versucht den Splitter heraus zu ziehen. Leider klappt das nicht, er muss anscheinend von unten herausgehebelt werden. Da das Ganze bisher ohne Lokalanästhetikum abläuft und bereits höllisch wehtut, springe ich bei dem plötzlichen stärkeren Schmerz fast von der Liege. So geht es nicht, Novocain wird injiziert und bald ist der Splitter draußen. Mit einem kleinen Verband versehen kann ich gehen. Ich nutze die Gelegenheit, beim Abschlussgespräch von der Ärztin ein Rezept für weitere Beta-Blocker zu erbitten, das sie mir nach wenigen Fragen ausstellt. An der Rezeption wird die Rechnung erstellt, ich muss umgerechnet 70 € für die gesamte Aktion bezahlen. Auf der Rückfahrt zur Marina halten wir an einer Apotheke an und besorgen die verschriebenen Schmerzmittel, Aspirin und die Beta Blocker. In Restaurant trinken wir ein Bier und machen uns auf den kurzen Rückweg zum Schiff, ich kann wieder laufen.
Am Abend geht es dann erneut ins Restaurant zum Abendessen. Hier sind endlich die Preise für Speisen und Getränke auf einen vernünftigen Niveau, ein Gericht kostet immer um die 10 €, ein Drink zwischen 2 und 5 €, wir bestellen Cuba Libre, Daiquiri, Pina Colada und Bier, zum Essen gibt es außer der offiziellen Speisekarte geräucherte Koteletts mit verschiedenen Beilagen und Saucen. Bester Laune wandern wir zurück zu JABULO und besprechen die Pläne für morgen. Im Rigg weht es immer noch mit bis zu 20 kn, immer wieder kommen Regenschauer runter, die es in sich haben. Das wird sich bis mindestens nächsten Freitag kaum ändern
24. Februar, Samstag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Jetzt sind einige Tage der Erholung angesagt, an die Reparatur der Sturmschäden auf JABULO will ich erst später denken. Da ich immer noch nicht perfekt laufen kann, versuchen die anderen, ohne mich einen öffentlich zugänglichen Strand zu finden und fahren mit einem Taxi durch Puerto Plata hindurch zum sogenannten Kite-Strand. Das Ambiente ist enttäuschend, überall liegt Müll herum. Die Kneipen und Restaurants sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Anscheinend sind alle schönen Strände im Besitz von Privatleuten oder internationalen Reisekonzernen. Die Strände der Hotelanlagen sind top gepflegt, nur leider komplett unzugänglich für die Allgemeinheit. Auf dem Rückweg wird der anstehende Großeinkauf erledigt. Nach dem kargen und teuren Angebot der Bahamas sind wir im Paradies gelandet. Es gibt praktisch alles in Riesenauswahl und zu zivilen Preisen. Der Supermarkt kann sich durchaus mit amerikanischen Märkten messen, nur die Preise sind niedriger. Es gibt endlich wieder tropische Früchte und Gemüse sowie Fleisch und Baguette.
Für heute Abend haben wir gestern im Restaurant frischen Fisch für uns bestellt. Es findet dort eine Hochzeit statt und der Koch geht auf größere Einkaufstour. Als wir beim Restaurant eintreffen, defilieren die Hochzeitsfamilien gerade für die Fotografen über die Straße zu einem am Strand aufgebauten kleinen Hochzeitspavillon, wo anscheinend die Trauung stattfinden soll.
Wir sind ja nicht dazu eingeladen und gehen rein zum Essen. Jeder von uns bekommt einen fast tellergroßen kompletten gegrillten Fisch mit Reis und Gemüse. Auch wenn das Essen wegen der Gräten etwas mühsam ist, schmecken tut er wunderbar. Nach dem Essen verabreden wir noch mit den Besitzern, dass wir für 3 Tage einen Leihwagen bekommen und verabschieden uns zurück zum Schiff.
26. Februar, Sonntag, Dom. Republik, Ocean World Marina
Wir schlafen heute alle sehr lange, dementsprechend gibt es erst sehr spät Frühstück. Auch wenn ich eigentlich noch nichts am Schiff arbeiten wollte, versuche ich dennoch den Auftriebsraum im Backbordheck leer zu pumpen, allein die Sicherung der kleinen Bilgenpumpe springt immer wider raus. Irgendwo ist da Wasser in den Kabeln. Der Auftriebsraum steht bis oben voll, weil dauernd die Wellen über den Bug und die Seite in die Badestufen geschlagen sind. Andrea erbarmt sich und pumpt alles mit der Handpumpe aus. Die Sicherung springt weiterhin raus. Es hilft nichts, wir müssen die Pumpe ausbauen. Letztlich stellt sich heraus, dass sie zuviel Strom zieht, also einen internen Kurzschluss hat. Eine neue Pumpe muss her.
Jetzt ist es schon Mittag, Andreas geht den Leihwagen abholen, aber irgendwas klappt nicht richtig, er muss das Auto heute Abend wieder abgeben und morgen ein anderes Auto holen. Währenddessen brät Andrea das gestern gekaufte Fleisch an, es soll Gulasch geben. Als Andreas mit dem Auto zurück kommt und einen Ausflug vorschlägt, bleiben Andi und ich zurück, ich schreibe den längst überfälligen Blog für Woche 6 und überwache den Gulasch, Andi legt sich aufs Vordeck in die Sonne. Nach dem wirklich gut schmeckenden Gulasch mit Reis als Abendessen ist auch diese Woche zu Ende.
KW 06, ab 05. Febr.
05. Februar, Montag, New Bight
Anstelle einer Winddrehung haben wir gar keinen Wind mehr, man kann von „umlaufende Flaute“ sprechen. Die Crew, zumindest einige davon, absolvieren ihre Morgengymnastik auf dem Vordeck, ansonsten ist Warten angesagt und wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen. Am frühen Nachmittag kommt ein weiterer Katamaran angefahren, von Segeln kann nicht die Rede sein bei dem lauen Lüftchen. Es handelt sich um die Mithril von Roy und Madeleine aus NewHaven in England http://blog.mailasail.com/mithrilsv, eine wunderschöne Prout 46, eine der letzten, die gebaut wurden. Die Mithril hat im Oktober/November ebenfalls in Deltaville in der Sting-Ray Werft gelegen. Roy und Madeleine haben das gesamte Unterwasserschiff überholt und neu gestrichen. Ich fahre mit dem Dinghi zu den beiden rüber und wir tauschen die aktuellen Pläne aus. Das geht natürlich nicht ohne ein Bier, und als ich nach der ersten Flasche wieder zu JABULO zurück fahren will, fängt es an zu schütten. Die zweite Flasche Bier muss her, bis der Regen aufhört, wird es noch eine dritte. Während der Dinghi-Überfahrt zu JABULO erfülle ich sicherlich die Kriterien für Trunkenheit an der Pinne, aber hier kontrolliert keiner und man sieht das mit dem Alkohol ohnehin eher gelassen.
Zurück an Bord erfahre ich, dass ich einen Delphinauftritt verpasst habe, ein einzelnes Tier ist neugierig um unser Schiff herum geschwommen. Das Wetter entwickelt sich immer mehr in Richtung Totalstillstand mit starker Bewölkung, aus der es hin und wieder leicht regnet. Wir befinden uns offensichtlich in einer toten Zone zwischen zwei Wettersystemen. Kurz vor Sonnenuntergang entscheide ich, heute Abend nicht loszufahren, wir müssten für unabsehbare Zeit motoren. Um den Abend zu retten, fahren Andi und ich mit Klein-Jabulo noch einmal an Land, parken das Dinghi direkt vor dem lokalen Schnapsladen und besorgen Rum und Wein für einen gemütlichen Abend. Auf einem verlassenen Grundstück, direkt am Strand, finden wir noch einen Bananenbaum, deren Früchte kurz vor der Reife stehen. Wir nehme eine Staude mit, in den nächsten Tagen haben wir frisches Obst.
06. Februar, Dienstag New Bight => Concepcion Island 49 nm
Heute geht es endlich los. Auch wenn um 06:00 Uhr bei beinahe völliger Dunkelheit noch Windstille herrscht, lichten wir den Anker und fahren mit einem Motor langsam in den Morgen hinein, im Osten beobachten wir das immer wieder schöne Schauspiel des Sonnenaufgangs.

Die spiegelglatte Wasserfläche zeigt bald erste Katzenpfötchen, es kommt Wind auf. Zwar dauert es noch fast zwei Stunden, bis wir unter Maschine um die Südspitze der Insel herum sind, dann haben wir aber endlich Wind von bis zu echten 15 kn.

Wir segeln mit einem Reff im Groß mit um die 8 Knoten Geschwindigkeit so hoch am Wind, wie es geht. Andreas und Andi basteln aus der in New Bight erstandenen Nylonleine und Haken eine provisorische Angel und hängen die Leine hinten raus. Mal sehen, ob wir heute Abend Fisch auf dem Tisch haben werden.
Die Wellen werden immer rabiater, weil wir jetzt aus dem Schutz der Insel heraus sind, JABULO fährt zwar mühelos dagegen an, die voll gesetzte Genua speist das trotz Reff immer noch bestimmt 50 m2 messende Großsegel optimal und die Wellen können uns kaum verlangsamen. Man merkt aber, dass das Schiff hart arbeitet, unter dem Brückendeck gibt es Wasserschläge wie mit dem großen Dampfhammer. Ich schaue permanent nach dem Kurs, der Wind dreht langsam immer weiter rück nach Norden, wir können den Kurs nach Clarence Town nicht anliegen. Einen anderen vernünftigen Ankerplatz gibt es auf der Ostseite von Long Island aber nicht. Was tun?? Während ich hin und her überlege und Entfernungen abstecke, tauchen plötzlich von Backbord achtern Delphine auf. Die ersten setzen sich direkt vor die beiden Büge und lassen sich von JABULO mitziehen. Es kommen immer mehr hinzu, bis wir zwischen 20 und 30 Tiere vor uns haben. Das Spiel geht fast 10 Minuten so, dann werden es langsam weniger, bis nur noch ein paar vereinzelte Exemplare bei uns bleiben. Ich habe den Eindruck, dass es sich bei den verbleibenden Tieren um Heranwachsende handelt, die gern noch ein wenig spielen möchten. Sie sind relativ klein und werden einer nach dem anderen von einem erwachsenen Tier überholt und dann seitlich in Richtung der Herde abgedrängt bzw. umgeleitet. Bald sind wir wieder alleine. Bisher haben die Angelversuche außer Seegras keine Beute erbracht, beim zweiten Versuch ist denn der Haken verschwunden, ob abgebissen oder abgerissen, ist nicht feststellbar.
Ich habe mich entschlossen, nicht weiter nach Süden zu laufen, sondern die nächst gelegene Insel, Concepcion Island, anzulaufen, die knappe 10 Meilen Backbord querab liegt. Wir bergen die Segel und laufen unter Motor die Strecke genau gegen den Wind zu einem der auf der Karte markierten Ankerplätze. Beim Näherkommen sehen wir, dass dort bereits eine große Motoryacht und zwei weitere Segler liegen. Concepcion Island entpuppt sich als Glückstreffer, ein herrlicher Sandstrand liegt vor einer Korallenfelsenküste, im Norden schäumt die weiße Gischt der vom offenen Atlantik um die Nordspitze hereinbrechenden Wogen über flache Korallenbänke.

Ein paar Hundert Meter vor dem Strand lassen wir den Anker auf ca. 5 m Tiefe fallen. Hier ist es sicher und das Schiff liegt fast völlig ruhig. Da es später Nachmittag ist, ist Schwimmen angesagt und das Dinghi wird zu Wasser gelassen. Für heute bleiben dennoch alle an Bord. Andreas versucht erneut sein Anglerglück mit Wurst- und Brotstücken, aber ohne Erfolg. Die Köder werden schön vom Haken abgefressen, aber kein Fisch will anbeißen.
Wegen der benachbarten Motoryacht brauchen wir keinen Film als abendliche Unterhaltung, dort gibt es genug Action. Bis kurz vor Sonnenuntergang ist offensichtlich eine Strandparty im Gange, wir können diverse Motorboote und Jet-Skis dort ausmachen. Jetzt ist die Crew dabei, die Reste zusammen zu räumen und alles wieder an Bord zu bringen. Die Jet-Skis werden mit einem Kran aufs Oberdeck gehievt, die Motorboote an Leinen am Heck befestigt. Für die Eigner und deren Gäste wird sicherlich gerade das Dinner zubereitet und serviert.

Wir vermuten, dass die Yacht am späten Abend den Anker lichten und über Nacht zum nächsten Ziel auslaufen wird. Und richtig, abends um 21:00 Uhr beobachten wir, wie das größte der Beiboote diverse, immer größer werdende Kreise um die Yacht zieht. Offensichtlich erkundet man die Wassertiefen, dann wechselt die Lichterführung der Yacht von Ankerlicht auf Maschinenfahrt und sie verlässt, geführt vom Tenderboot, Concepcion Island. Bei uns geht es nicht ganz so vornehm zu, wir müssen unser Essen selber kochen, es gibt die Reste der gestrigen Kürbissuppe mit Brot als Beilage.
07. Februar, Mittwoch, Concepcion Island
Angesichts des herrlichen Strandes haben wir bereits gestern beschlossen, hier einen Tag zu bleiben. Nach dem Frühstück besteigt die Crew mit Flossen und Schnorchel Klein-JABULO und fährt auf die Insel. Ich koche Nudeln für den versprochenen Nudelsalat und setze die dazugehörige Sauce an. Dann putze ich meinen Wohnbereich, der es dringend nötig hat. Ich versuche mich an der ersten Planung für die weitere Routenführung, die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Anschließend nehme ich mir eine Auszeit ohne Crew mit Lesen; Internet und Telefonverbindung gibt es hier nicht. Nachmittags kehrt die Mannschaft mit Sonnenbrand, Kokosnüssen und Begeisterung über das Erlebte zurück. In den Korallen konnten sie beim Schnorcheln diverse Fische und andere Meerestiere beobachten, darunter einen Rochen. Der Nudelsalat ist im Kühlschrank gut durchgezogen und mit Würstchen haben wir eine prima Mahlzeit.
Andreas versucht weiterhin zu angeln, einige Fische kommen zum Köder, knabbern ihn ab und verschwinden wieder. Nach einiger Zeit ändert sich das Bild, ein ca. 2 m langer Hai lässt sich anlocken und dreht seine Runden unter JABULO, sein Putzerfisch ist so unvorsichtig, unseren Haken zu schlucken. Den wollten wir gar nicht fangen, seinen großen Freund allerdings auch nicht. Andreas versucht, den Haken aus dem Maul des Putzerfisches zu befreien, unmöglich, der Widerhaken ist zu groß. Der kleine Fisch muss leider mit einem Schlag auf den Kopf dran glauben. Jetzt können wir ihn zumindest als Köder verwenden. Kaum hängt er wieder im Wasser, schnappt der Hai einmal zu, und der Haken mitsamt Köder ist verschwunden, die Leine glatt durchgebissen. Zum Glück, kann man sagen, denn einen derartig großen Fisch hätten wir nie und nimmer fangen können. Eigentlich wollte Andrea noch ein wenig schwimmen gehen, aber angesichts des immer noch um JABULO zirkulierenden Hais muss dieser Programmpunkt bis auf Weiteres entfallen. Wir verbringen stattdessen einen ruhigen, stimmungsvollen Abend mit der erstaunlich großen Anzahl von Balladen der Scorpions und anderer Hardrock-Bands.
08. Februar, Donnerstag, Concepcion Island => Clarence Town 60 nm
Von hier aus sind es noch 60 Seemeilen bis Clarence Town, die 10 Meilen ostwärts unter Maschine haben die nötige Höhe gebracht. Wir können bei dem aktuellen Ostsüdostwind von 15-18 kn auf einer geraden Linie mit exakt 170° Kurs dorthin rauschen. Wir brauchen bis zum Ankern etwas über 8 Stunden, d.h. wir segeln mit knappen 8 kn Durchschnittsgeschwindigkeit und das hoch am Wind. Wie schon vorgestern steht uns eine harte Welle entgegen, aber die Kraft der Segel ist so groß, dass JABULO einfach durch die Wellen durchgedrückt wird, ohne an Fahrt zu verlieren.

Clarence Town ist für das kleine Dörfchen ziemlich hochgestapelt, es gibt eine kleine, allerdings moderne Marina, einen kommerziellen Anleger für Versorgungsschiffe und ein paar Häuser, das ist alles. Die in den Karten eingezeichneten Ankerplätze sind im Grunde nur die wenigen tieferen Sandplätze innerhalb einer durch Riffe vor den Wellen geschützten Bucht. Der Wind kann völlig ungehindert angreifen. Um 15:00 haben wir einen Ankerplatz mitten in der Bucht gefunden, ungefähr eine halbe Meile vom Land entfernt. Wiederum bin ich heilfroh, den ROCNA-Anker zu besitzen, der ist quasi unsere Lebensversicherung an solch offenen Plätzen.

Hier haben wir zum Glück wieder eine gute Telefonverbindung und damit Internet. Mit den neuesten Wetterdaten versuche ich mich erneut an der weiteren Routenplanung. Es sieht nicht gut aus. Neben uns liegen zwei weitere Katamarane, die wohl auch auf besseres Wetter warten.

Unter Land befindet sich noch eine Einrumpfyacht. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und das ist heute Abend der Rest Nudelsalat mit Thunfisch und Sardinen. Zur allgemeinen Stimmungsaufhellung schauen wir den Film „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ mit James Belushi als Polizeidetektiv und einem eigenwilligen Schäferhund als sein Partner.
09. Februar, Freitag, Clarence Town
In Clarence Town soll es laut Segelhandbuch einen gut bestückten Supermarkt geben. Unsere Vorräte gehen zur Neige und da wir von hier aus den großen Sprung auf die BVIs unternehmen wollen, steht ein letzter Großeinkauf auf den Bahamas an. Die Einkaufsliste ist schnell erstellt, die Crew setzt über an Land, es ist fast eine halbe Meile bis dorthin.

Sie kommen bald mit leeren Händen zurück, die Information im Segelführer stimmt nicht. Der nächste Supermarkt ist 50 km entfernt, ohne Leihwagen kommen wir dort nicht hin. Immerhin gibt es direkt neben der Marina ein Restaurant, heute Abend gibt es ein Büfett, für das die Mannschaft uns angemeldet hat.
Während des Landausflugs der Crew habe ich zwei vorläufige Routen geplant, auf denen wir zu den BVIs gelangen können. Eine Variante ist rot, die andere grün, beide umfassen ca. 1000 Meilen.
Zuerst einmal steht fest, dass wir bis mindestens nächsten Dienstag festsitzen, der Wind soll bis auf 25 kn zulegen und mehrere Tage so stark bleiben. Die direkte Entfernung zu den BVIs beträgt 650 Seemeilen, die verschiedenen Varianten gegen den Wind machen daraus locker 1000 und mehr Meilen. Wir können einmal weit nach Norden ausholen, um aus der starken Ostströmung rauszukommen. Allerdings müssten wir dazu 400 Meilen nach Norden in den offenen Atlantik ausholen. Die andere Variante wäre ein echtes Aufkreuzen zwischen den verschiedenen Inselgruppen mit der Möglichkeit für den einen oder anderen Ankerstopp. Noch kennen wir die Windentwicklung nicht und müssen warten.
Da ich keine Lust zum Essengehen habe, bleibe ich an Bord, während die Crew an Land übersetzt. Ich koche eine große Portion Chili Con Carne, für mich heute Abend und für morgen für alle. Dann sehe ich mir aus gegebenem Anlass eine Fernsehdokumentation über Wilfried Erdmann an, in der es um seine Weltumsegelung gegen den Wind geht. So brutal, wie er es erlebt hat, will ich es lieber nicht versuchen.
Spät abends kommt die Mannschaft halbnackt und klitschnass, aber satt und lustig, vom Büfett zurück. Mit Klein-JABULO gegen 20 kn Wind und Welle anzufahren, lässt keinen Faden am Leib trocken. Deshalb haben sie sich am Kai bereits ziemlich weit ausgezogen, die Kleider im wasserdichten Gepäckbeutel verstaut und sich auf den nassen Rückweg gemacht. Ich hatte das nicht anders erwartet und mit dem Steuerbordmotor ausreichend Warmwasser für eine Dusche für jeden bereitet. Trotz der unangenehmen Rückfahrt hatten alle einen schönen Abend, es gab unter anderem Spanferkel, was hier ja eher selten ist.
10. Februar, Samstag, Clarence Town
Während der Nacht frischt der Wind auf über 20 kn auf, vorsichtshalber habe ich gestern Abend schon im OPEN-CPN einen Ankeralarm eingerichtet. Um 06:30 werde ich wach, ich habe geträumt, das Dinghi wäre abgetrieben. Ein Kontrollgang ergibt, es ist noch da und auch der Anker hält einwandfrei, ich gehe beruhigt wieder schlafen. Um halb neun weckt Sabine mich aufgeregt, das Dinghi treibt ab, und Andreas schwimmt hinterher um es zu retten. Aufgrund meines Traumes begreife ich erst nicht, was los ist, ist das wieder ein Traum??? Ich sprinte an Deck, tatsächlich ist Klein-Jabulo schon ein paar Hundert Meter entfernt. Also beide Motoren an, Andi, Sabine und Andrea müssen nach vorne, den Anker aufholen. Kaum ist er frei, drehe ich JABULO um 180° und fahre mit 2.000 Touren und 6 Knoten in Richtung Dinghi, zum Glück ist keine Untiefe dazwischen. Zuerst müsste ich eigentlich Andreas retten, doch er winkt mir zu, weiterfahren, er kann noch eine Weile schwimmen. In der Fahrrinne zur Marina holen wir das Dinghi ein, ich blockiere mit einer Drehung den Weg, damit es nicht weiter treiben kann. Zum langen Rumfummeln bei Einfangversuchen mit dem Bootshaken haben wir keine Zeit, das Riff ist zu nahe dran. Andrea muss ins Wasser springen und die Festmacherleine des Bootes greifen. Ich bringe die Maschinen in Leerlauf, damit die Schrauben nicht mehr drehen, Andrea hangelt sich an JABULO entlang und kann problemlos den Haltegriff an der Heckplattform greifen. Andi zieht sie an Bord und befestigt die Dinghi-Leine. Ich kuppele wieder ein, nur weg vom Riff, um Andreas aufzufischen. Auch das Manöver gelingt, wir fahren direkt vor den kommerziellen Anleger und ankern dort in der Einfahrt, um die Einkaufstour zu vereinfachen.
Was ist passiert??? Andreas wollte das Wasser aus dem Dinghi herauspumpen, das noch von der gestrigen Rückfahrt darin stand. Ob er dabei aus Versehen den Kopfschlag gelöst oder die Leine sich alleine befreit hat, ist nicht mehr festzustellen. Sein Versuch, das Dinghi schwimmend zu erreichen, war gut gemeint, aber bei dem Wind treibt ein Boot derart schnell ab, dass auch ein guter Schwimmer keine Chance hat. Und wieso habe ich ausgerechnet an diesem Tag einen Traum, der mir sagt, das Beiboot treibt ab???? Sehr merkwürdig!!
Nach dem Frühstück setzt die Crew über an Land, ich kann JABULO nicht verlassen, falls eine Fähre kommt, muss ich hier weg. Mit einem für ein paar Tage gemieteten Leihwagen wird der Einkauf erledigt, als am Nachmittag alles wohlbehalten an Bord ist, fahren wir wieder zurück an unseren alten Ankerplatz eine halbe Meile draußen. Was für ein Tag, aber es sollte noch schlimmer kommen. Ich habe bereits irgendwo in diesem Blog erwähnt, dass ich in letzter Zeit immer wieder Herzrhythmusstörungen gehabt habe. Der Stress von heute Morgen hat dem wohl noch eins oben drauf gesetzt. Der Sundowner ist gerade in der Mache (noch nicht getrunken), da überfällt mich plötzlich starker Drehschwindel und ich kann die Bilder beider Augen nicht mehr zur Deckung bringen. Kurzzeitig habe ich Probleme, Worte zu artikulieren, weil ein Teil der Gesichtsnerven nicht reagiert. Nach ca. 15 Minuten wird es besser, nach einer halben Stunde sind die Symptome wieder verschwunden. Telefonische Konsultationen mit den Ärzten in Kathrins Familie und Recherchen im Internet ergeben, dass ich wohl eine Vorstufe eines Schlaganfalls, einen sogenannten TIA, erlitten habe. Prima, und das hier am A… der Welt. Momentan kann ich nichts tun, am Montag werde ich die hiesige Inselklinik aufsuchen.
Auf den heutigen Sundowner verzichte ich vorsichtshalber, jedoch nicht auf das Abendessen mit Chili Con Carne. Zur Aufheiterung der etwas geknickten Mannschaft sehen wir uns den Film „Die Götter müssen verrückt sein“ an. Dann stelle ich wieder die Ankerwache am Computer ein, wir haben mittlerweile 28 Knoten Wind.
11. Februar, Sonntag, Clarence Town
Da es an Land nichts wirklich Interessantes gibt, bleiben alle an Bord und verbringen einen faulen Tag mit gelegentlichem Schwimmen. Trotz des starken Windes scheint die meiste Zeit über die Sonne, ich lasse den Wassermacher den ganzen Tag laufen, um für unseren großen Schlag volle Wassertanks zu haben.
KW 05, ab 29. Jan.
29. Januar, Montag, Rock Sound
Das Wetter ist immer noch nicht günstig zum Auslaufen, er ist zwar schwächer, aber gegen den Wind macht es nicht viel Sinn. Außerdem hat Andrea mit ihrer Inselbekanntschaft Rose ausgemacht, dass wir am Montag bei ihr zum Essen erscheinen werden. Die anderen Segler bleiben ohnehin noch länger und kommen gern mit. Also rufen wir Rose an und melden 9 Personen anstelle der ursprünglichen 5 Gäste für vier Uhr nachmittags an. Am frühen Nachmittag machen wir uns zu Fuß auf den Weg, Andi ist schon am Vormittag auf Wanderschaft gegangen und stößt später zu uns.

Um zu Rose zu gelangen, müssen wir quer über die Insel bis zur Atlantikseite. Nach einem Kilometer Straße geht es einen kleinen Dschungelpfad entlang, dann liegt plötzlich ein malerischer Strand vor uns, umrahmt von Sanddünen, auf denen Palmen und allerlei Büsche wachsen. Vor dem Strand befinden sich lauter Korallenriffe, aufgrund des Windes läuft eine ordentliche Brandung auf. Auf dieser Inselseite ist ein Anlanden unmöglich.
Es geht noch einen halben Kilometer den Strand entlang nach Norden, dann führt eine wacklige Holztreppe hinauf zu Roses Anwesen. Außer zwei Hunden ist niemand zu Hause. Wir machen es uns auf der Terrasse auf den Gartentisch-Garnituren gemütlich und warten. Auf den Bahamas hat jeder Zeit, also müssen wir uns ebenfalls gedulden. Ein kaltes Bier oder ein Rumpunsch wäre aber nicht schlecht. Unser Wunsch wird bald erfüllt, als Rose wenig später eintrifft.

Nachdem die Drinks serviert sind, verschwindet sie in der Küche und bereitet das Essen zu. Im Hause ist bereits ein großer Tisch für uns eingedeckt.

Es gibt gegrilltes Huhn, gegrillte Spare-Ribs, gebratenen Reis, Nudel-Auflauf, Süßkartoffeln und Cole-Slaw. Jeder bekommt seinen gehäuften Teller serviert, dazu gehört natürlich eine weitere Runde Getränke, und für eine Zeitlang wird weniger geredet, offensichtlich schmeckt es allen.

Als Nachtisch ordern wir eine weitere Runde Rumpunsch, die Stimmung steigt, was sich an der Lautstärke der Unterhaltung schön abschätzen lässt.

Rose erzählt stolz, dass sie 6 Kinder hat, zwei Töchter haben studiert, eine arbeitet in der Schweiz, die andere in Kanada. Sie hat beide besucht und offenbar etwas von der Welt gesehen. Hier auf Eleuthera betreibt sie dieses Strandrestaurant, das anscheinend zeitweilig gut frequentiert wird. Mehrmals im Jahr kommen Geistliche zu einer Konferenz hierher, sie bereitet ihnen dann das Essen, einige schlafen sogar im Hause. Wir zahlen jeder 30 $ für Essen und Getränke und machen uns im Dunkeln auf den Rückweg zum Dinghi-Dock.
Rose hat zwar angeboten, uns zu fahren, aber ein kleiner Fußmarsch schadet sicher nicht nach dem Essen. Herwig hat als sorgsamer Skipper eine Lampe mitgebracht und leuchtet uns gewissermaßen heim. Weil aber Vollmond ist, hätten wir den Weg auch so gefunden. Wir haben angekündigt, morgen loszusegeln, vor dem Besteigen der Boote gibt es noch eine größere Verabschiedung, dann geht es zurück an Bord der Yachten. Wir wollen morgen früh starten, Klein-JABULO wird an Deck gehievt und vertäut.
30. Januar, Dienstag, Rock Sound
Um 06:30 klingelt mein Wecker, ich lade die aktuellen GRIB-Daten herunter und kann gleich wieder ins Bett gehen. Es sollen heute und morgen 20-25 kn werden. Bei der Crew ist die Enttäuschung groß, noch ein Tag mit Warten liegt vor uns. So ist Segeln nun mal. Sabine backt Brötchen und ein Brot, ansonsten vergammeln wir den Tag an Bord. Im Laufe des Tages dreht der Wind auf die für uns eigentlich beste Richtung, auf Nord, aber er ist recht kräftig und bringt auch eine ordentliche Welle mit sich. Zum Abendessen werden alle vorhandenen Reste an Hähnchen, Reis und Gemüse, mit Käse überbacken, zu einem Auflauf verarbeitet.
31. Januar, Mittwoch, Rock Sound => Cat Island 83 nm
The same procedure as last day?? Ich lade die GRIB-Daten runter und sehe, dass in der Vorhersage plötzlich nicht mehr die Rede von 25 kn ist. Also können wir los, heute muss ich die Mannschaft erst in Gang bekommen, keiner war auf einen Blitzstart eingestellt. Immerhin kommen wir um 08:00 los. Die ersten 10 Meilen segeln wir nur mit dem Vorsegel im Zick-Zack um die Südspitze von Eleuthera herum. Dort setzen wir auch das Großsegel. Herwig funkt uns noch an, um Lebewohl zu sagen. Ich trage ihm auf, MORA Bescheid zu sagen, dass wir heute prima Segelbedingungen haben, Ralph und Monika wollen ja auch nach Süden. Hoffentlich sind sie meinem Rat nicht gefolgt, denn sobald wir nach weiteren 20 Meilen aus dem Schutz der Insel herauskommen, geht es heftig zur Sache.


In der vergangenen Woche hat sich auf dem offenen Atlantik eine enorme Dünung aufgebaut, der wir jetzt ungeschützt ausgesetzt sind. Der Wind pendelt sich bei 15-20 kn ein, wir segeln mit 160° so hoch am Wind wie möglich. JABULO macht trotz der gegenläufigen Welle von bis zu 2 m Höhe stetig über 8 kn Fahrt. Das Kielwasser schäumt und rauscht, immer wieder kommen von vorne Duschen über das Deck, wenn JABULO in ein Wellental kracht.

Die Crew ist begeistert von dem wilden Ritt.

ich sehe immer nur die wie ein Lämmerschwanz wackelnden leewärtigen Wanten und höre das Krachen des Rumpfes in den Wellen. Das geht aufs Material, aber die Südafrikaner haben solide gebaut. So geht es stundenlang, immerhin schaffen wir ordentlich Strecke. Leider dreht uns der Wind immer weiter in Richtung Westen ab, so dass wir nicht innerhalb von Cat-Island landen werden. Ich kalkuliere kurz im Kopf die Zeiten zu den möglichen Zielen. Wo auch immer wir hinfahren, es wird dunkel werden, die ganze Nacht so weiter segeln bis nach Long Island möchte ich auch nicht. Also müssen wir leider die hart erkämpften Meilen wieder hergeben, wir wenden und fahren zurück nach Norden. Querab von Alligator Point werden die Segel geborgen und die letzen 8 Meilen unter Maschine gegen 20 kn Wind und 2 m Welle gefahren. Die Hälfte der Motorstrecke ist sehr unangenehm, doch je näher wir unter Land kommen, desto ruhiger wird die See. Schließlich ankern wir dicht vor einem Strand an einem im Revierführer ausgewiesenen Ankerplatz auf halber Höhe von Cat Island. Andi hat eine Stunde vor dem Ankern bereits mit Kochen angefangen, so gibt es, sobald JABULO sicher liegt, Spaghetti mit Hackfleischsauce. Die Fahrt unter Motor hat auch ihr Gutes, wir haben ausreichend warmes Wasser zum Duschen für alle. Nach dem „salzigen“ Tag haben wir es nötig. JABULO eigentlich auch, aber soviel Süßwasser haben wir nicht. In der Nacht wird der Wind schwächer und wir schlafen alle tief und fest.
01. Februar, Donnerstag, Cat Island Alligator Point
Morgens ist es fast windstill, wo sind die 20 kn geblieben?? Wir gehen im glasklaren Wasser schwimmen, nach dem Frühstück geht die Crew von Bord, um mit dem Dinghi das Ufer zu erkunden. Ich schreibe den Blog weiter und suche auf den Webseiten anderer Langfahrtsegler nach Informationen über die Ziele auf den nächsten Etappen im Sommer. Dabei stoße ich auf die Webseite der MAGIC CLOUD, der Lagoon von Angelika und Johannes Frost aus Kiel, die ich von den Baltic-Cup Wochenenden an der Schlei kenne. Sie verlassen gerade Martinique und sind auf dem Weg nach Norden, kommen uns also direkt entgegen. Ich schreibe sie an, ob wir uns nicht irgendwo treffen könnten. Auf der Webseite der KASSIOPEIA suche ich nach Informationen über Liegeplätze bzw. Marinas im Norden Brasiliens, werde aber nicht so recht fündig.
Die Crew kommt zurück, es gibt an Land zwar ein paar Häuser und eine Straße, aber keine nennenswerte Infrastruktur, wir kommen langsam in die entlegenen Bereiche der Bahamas, fernab vom Tourismus, zu weit entfernt für Wochenend-Trips von Florida aus. Egal, wir haben genug Vorräte, so dass wir nicht verhungern werden. Heute Abend kommen endlich einige der noch von unserem schweizerischen 2-Tage-Mitsegler Joseph in Annapolis eingekauften Tüten-Nudelsuppen in den Topf. Mit ein paar Würstchen ergeben sie eine leckere Mahlzeit.
02. Februar, Freitag, Cat Island Alligator Bay => New Bight 21nm
Wir wollen hier nicht festwachsen, so idyllisch es auch ist, ganz alleine in einer Bucht zu ankern. Noch vor dem Frühstück lichte ich, ohne die Motoren zu starten, den Anker. Andi hilft das Vorsegel zu setzen und um 09:00 Uhr segeln wir mit 3 kn bei 5 kn Wind fast geräuschlos bei völlig glatter See nach Süden. Welch ein Unterschied zu dem Gebolze von vorgestern. Während zwei Stunden bleibt der Wind schwach, aber stetig, wir können in aller Ruhe frühstücken. Dann legt sich die Crew in mehr oder weniger Kleidung vorne aufs Sonnendeck, ein Nickerchen machen, wir sind ja schon über 3 Stunden wach. Dann, natürlich direkt neben einer Untiefe, killt das Segel plötzlich. Der Wind ist weg, JABULO treibt mit der Strömung genau auf die Untiefe zu. Eigentlich wollten wir heute ohne Motor und ohne Lärm unterwegs sein, aber es hilft nichts. Nach einer Stunde Motor kommt die leichte Brise wieder, wir segeln noch zwei weitere Stunden, dann ist endgültig Flaute.
Mit dem Backbordmotor fahren wir mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl weiter und ankern bei Niedrigwasser auf 2,5 Fuß vor der malerischen Kulisse von New Bight. Hier soll es Kneipen, eine Tankstelle und einen Laden geben. Unser Ankerplatz liegt direkt vor dem riesigen Fernmeldemast der BTC und den Überresten eines Anlegesteges. Nach uns laufen zwei weitere Yachten unter amerikanischer Flagge ein, aber es ist Platz genug für noch hundert Schiffe. Andrea und ich setzen über, auf der Karte ist rechts von uns ein Liquor-Store eingetragen. Unser Rumvorrat neigt sich dem Ende zu. Kaum sind wir ein Stück gelaufen, werden wir von einer Einheimischen gefragt, wo wir hinwollen und prompt nimmt sie uns in Ihrem Auto mit zum Schnapsladen. Mit 2 Flaschen Rum wandern wir den Kilometer zum Dinghi zurück, der Abend ist gerettet. Als wir wieder an Bord kommen, steht Andreas schon in der Kombüse und backt Pfannkuchen, bei 5 hungrigen Mägen ist dies eine abendfüllende Beschäftigung, bis er auf die Idee kommt, zwei Pfannen gleichzeitig zu nehmen. Als Abendunterhaltung zeigt JABULO-Cinema die berühmte englische Komödie: Grasgeflüster“.
03. Februar, Samstag, New Bight
Seit ein paar Tagen tun sich erstaunliche Dinge an Bord, allmorgendlich findet eine Gymnastikstunde auf dem Vordeck statt, so auch heute wieder. Ob da wohl dem Einen oder Anderen der viele Rum zu denken gibt??

Heute ist ohnehin Bewegung angesagt. Wir ankern vor der höchsten Erhebung der Bahamas, dem 69 m hohen Monte ALLVERNIA . Schon von Weitem ist auf dessen Gipfel die Hermitage, eine Kirche bzw. ein kirchenähnliches Gebäude mit Turm zu erkennen. Hier hat sich 1939 ein Pater Jerome als Einsiedler zurück gezogen und auf diesem exponierten Platz in Eigenarbeit die Gebäude errichtet. Wir setzen über an Land, Sabine und Andreas wollen die Küste nach links erkunden, Andrea, Andi und ich wandern gemütlich den Hügel hoch, 69 m werden wir wohl ohne Kletterausrüstung schaffen. Nach gut einem Kilometer ist die asphaltierte Straße zu Ende, jetzt geht es nur noch auf holprigem Boden weiter. Nach ein paar Hundert Metern zweigt rechts ein steiler Kletterpfad ab, der den Kreuzweg Jesu nachbilden soll. Wir nehmen natürlich diese Abkürzung und sind bald oben angekommen und werden mit einem freien Rundumblick über die Insel belohnt.
Die ganze Kirchenanlage entpuppt sich als Miniaturausgabe einer orthodoxen Kirche, wie man sie in Griechenland findet. Miniaturausgabe heißt, dass alle Gebäudeteile im selben Maßstab verkleinert sind, durch die Türen muss man gebückt eintreten, die Räume sind nur 2 x 2 m groß. Sehr geschickt gemacht, aus der Ferne sieht alles riesig groß aus, sogar die 69 m Anhöhe erscheint optisch viel höher als in der Realität, weil das Auge eine Kirche mit Turm einfach viel größer erwartet als diese Anlage tatsächlich ist.

Wir genießen den Rundumblick, fotografieren in alle Richtungen und plötzlich habe ich alter Heide eine Vision: Jesus kommt tatsächlich den Kreuzweg hoch, allerdings ohne Kreuz. Beim Näherkommen stört auch seine Brille, es ist in Wirklichkeit ein kanadischer Segler, der mit wallendem Haupthaar und TEVA Jesuslatschen den Weg heraufkommt. Gleich hinter ihm kommt nicht etwa Maria-Magdalena, sondern seine Freundin.
Wir schauen uns noch ein wenig um und verlassen dann dieses touristische Highlight der gesamten Insel. Auf dem Rückweg finden wir links und rechts Überreste agrarischer Tätigkeiten, zwischen wilder Vegetation wachsen kleine Papayas, Maiskolben und Kürbisse. Zwei am Straßenrand liegende Kürbisse packen wir ein. Andi bleibt am Dinghi-Dock und versucht jemanden auf JABULO auf sich aufmerksam zu machen. Andrea und ich wandern ein wenig weiter zu den diversen kleinen Strandbars und genehmigen uns ein kaltes Bier.
Dann versucht Andrea ebenfalls zu JABULO rüber zu winken, damit man uns abholt. Stattdessen wird eine amerikanische Crew auf uns aufmerksam, die gerade in ihr Dinghi steigt. Sie liefern uns netterweise bei unserem Schiff ab.
Während unseres Spazierganges haben wir die Tankstelle gefunden, Sabine und Andreas haben vergeblich nach dem Einkaufsladen gesucht. Wir brauchen auf jeden Fall neues Propangas und Benzin für das Dinghi, die Crew muss noch mal los und kommt am späten Nachmittag mit Benzin, Gas und sogar Waren zurück. Der Supermarkt gibt zwar nicht viel her, aber immerhin besser als gar nichts. In der Zwischenzeit hat Sabine ein großes Brot gebacken und ich habe den Grill angezündet, heute Abend gibt es gegrillte Koteletts mit Folienkartoffeln.
Der Grill hält wie immer nach dem Essen die Glut noch lange, wir können Brot rösten und mit Knoblauch, Butter und Salz eine weitere Delikatesse unserem Speiseplan hinzufügen. Im Kino gibt es heute Abend einen weiteren James Bond Film, der zumindest in Teilen in Nassau spielt, „Casino Royale“ mit Daniel Craig.
04. Februar, Sonntag, New Bight
Der Wind hat heute Nacht auf Südost gedreht, so kommen wir hier immer noch nicht weg und müssen weiterhin vor Anker auf den richtigen Wind warten. Für zwei benachbarte Boote ist die heutige Windrichtung ideal, denn sie wollen nach Norden und verlassen die Bucht. Ich setze mich an den Computer und schreibe weiter an meinem Blog. Während ich schreibe, trifft eine Mail der Magic Cloud ein, Angelika und Johannes wollen bald von Guadeloupe nach Norden aufbrechen, eventuell können wir uns auf den Britisch Virgin Islands irgendwo treffen. Ich hole immer wieder die neuesten Wetterdaten ein, anscheinend soll am Montagnachmittag nördlicher Wind aufkommen, wir müssen also mindestens noch einen weiteren Tag hier bleiben. Eventuell können wir in die Nacht hinein segeln, um dann locker am Nachmittag des Dienstages unseren nächsten Hafen, Clarence Town im Süden von Long Island zu erreichen. Heute Abend gibt es eine köstliche Suppe aus dem an der Straße gefundenen Kürbis, zur Abendunterhaltung schauen wir uns den Film „Basic Instinct“ mit Sharon Stone und Michael Douglas an, der seinerzeit für viel Furore gesorgt hat.
KW 04, ab 22. Jan.
22. Januar, Montag, Rock Sound
Beim Frühstück besprechen wir unsere Vorräte, wir verzehren nämlich gerade die letzten Toastscheiben. Da uns das trotz Röstens immer etwas labberig bleibende Brot allmählich zum Hals raushängt, beschließen wir, ab morgen selber zu backen, Brötchen und Brot. Nach Kontrolle der Vorratsschränke steht fest, dass wir auch alles für 3 oder 4 Pizzen Nötige an Bord haben. Ein Einkauf ist nicht zwingend erforderlich, die Crew geht trotzdem mit Einkaufstaschen an Land, vielleicht findet sich ja etwas Brauchbares. Andrea ist glücklich, beinahe euphorisch und schwimmt direkt zu einem der anderen Boote rüber. Für sie ist heute der erste echte karibische Tag mit Sonne, Strand und Meer.
Gestern haben wir drei Skipper uns über die verschiedenen Wassermacher unterhalten, der unsrige leistet anscheinend nur die Hälfte der Sollmenge. Ich werde heute eine Reinigung der Membrane durchführen, vielleicht nützt das ja was. Die Prozedur dauert einige Stunden, ich bleibe an Bord, um das Spülen zu überwachen. Gegen Mittag kommt ein Testanruf von Andrea über die Handfunke, nur so zum Ausprobieren. Ich bin gerade dabei, den letzten Spülvorgang mit frischem Meerwasser zu starten, als die Crew in erkennbar lustigem Zustand zurück kommt. Anstatt einzukaufen haben sie ein paar gemütliche Stunden in einer Strandbar bei karibischen Drinks verbracht. Zurück an Bord müssen sie ihren Rausch ausschlafen. Ich setze derweil den Pizzateig an und bereite alle Zutaten vor, Andi hilft mit beim Zwiebelschneiden. Ein paar Bier müssen auch noch in den Kühlschrank, dann kann die Party losgehen. Kurz vor sechs Uhr machen die Besucher ihre Dinghis an unserem Gäste-Dinghi-Dock, das ist die Backbordseite, fest.

Unser Backofen kann nur kleine Kuchenbleche fassen, deshalb gibt es die Pizzas der Reihe nach, jeder bekommt immer ein kleines Stück von jeder Sorte. Wie in Staniels Cay in der Teufelsbucht wird auch heute Abend wieder Meile um Meile Seemannsgarn gesponnen. Beide Bootsbesatzungen haben in Deutschland praktisch alles aufgegeben und werden die nächsten Jahre auf dem Schiff an den schönsten Ecken der Welt verbringen. Wer mehr erfahren möchte, findet hier die beiden Webseiten: https://www.sy-worlddancer2-hamburg.de/ und http://sy-mora.de/ Die Party dauert bis um 11 Uhr, dann ist die letzte Pizza verzehrt und das kalte Bier getrunken.

Alle drei Skipper verfolgen ständig die Wettervorhersage. Spätestens am Mittwoch soll es anfangen kräftig zu wehen und eventuell sogar zu regnen. Kräftig heißt Starkwind um die 25 kn, in Böen bis zu 35 kn. Der Starkwind soll mindestens bis Sonntag anhalten, wir liegen hier sicher und geschützt. Auch wenn meine Crew mit den Hufen scharrt, bei dem Wind fahren wir nicht raus. Wir werden ein paar Tage hier verbringen.
23. Januar, Dienstag, Rock Sound
Am heutigen Dienstag ist das Wetter noch gut, es ist fast windstill, ein herrlicher Karibiktag. Andrea ist wieder einmal die Unternehmungslustigste und lässt sich von Andreas zu einer Erkundungstour an Land fahren. Nach einer längeren Wanderung steht sie irgendwann wieder am Ufer und winkt, dass wir sie abholen sollen. Irgendwie hat das mit dem Handfunkgerät nicht geklappt. Erst hat sie es von der Strandbar aus probiert, die eigentlich in Reichweite liegen sollte vergeblich. Ein freundlicher Bahamian hat sie dann zum näher gelegenen Dinghi-Dock mitgenommen. Ihre Wanderung hat für uns alle den angenehmen Nebeneffekt, dass sie 2 Flaschen Rum mitbringt. Unsere letzte Flasche enthält nur noch die Ration für medizinische Notfälle. Im Laufe des Tages zieht immer mehr hohe Cirrusbewölkung auf, das schlechte Wetter nähert sich. Die Solarzellen geben heute nicht mehr viel her. Ich verbringe den Tag am Computer mit dem Kopieren neuer Videofilme von einer Harddisk von Herwig, er seinerseits zieht sich Filme von meiner großen 3 TB Platte runter.
Für den Abend haben wir uns mit den anderen zu einem Sundowner in der Strandbar verabredet. Die Sonne ist zu dem Zeitpunkt leider bereits hinter Wolken verschwunden, den Sundowner können wir trotzdem trinken. Die Stimmung ist prima, keiner will so bald zurück aufs Schiff.

Die JABULO-Crew bestellt sich was zu essen. Als kostenlose Vorspeise offeriert man uns einen speziellen Conch-Salat, danach gibt es einen Salatteller und ein Hauptgericht, Fisch oder Fleisch mit Beilage Mit Getränken kommen wir für jeden auf über 40 $, ganz schön gesalzene Preise haben die hier. Nach dem Zahlen geht es zurück zu den Booten, wo eine unschöne Überraschung auf uns wartet. Anscheinend ist um diese Uhrzeit Tiefwasser, die Dinghis liegen alle mit den Motoren auf und müssen mit hochgeklappter Schraube aus der kleinen Bucht herausgerudert werden. Natürlich hat JABULO kein Ankerlicht gesetzt, weil wir eigentlich nur einen Drink nehmen wollten, wir finden dennoch zurück.
24. Januar, Mittwoch, Rock Sound
Heute gibt es zum Frühstück erneut frische selbst gebackene Brötchen, die werden von Tag zu Tag besser. Und wenn der Ofen schon heiß ist, wird ein Brot nachgeschoben. Die Crew stellt eine Einkaufsliste zusammen, sämtliche Wäsche wird in die zwei Wäschesäcke verstaut und ab geht es an Land. Ich sichte derweil die neuen Videofilme und reorganisiere meine Festplatten, um Platz dafür zu schaffen. Bei der Gelegenheit erstelle ich gleich ein neues Backup meines Rechners.

Die Crew kommt nach ein paar Stunden zurück und hat neben der frisch duftenden Wäsche und den üblichen Nahrungsmitteln wie Bananen, Obst, Keksen usw. Hummer und Fisch mitgebracht. Die Wäsche wird zum Trocknen aufgehängt, ganz JABULO flattert. An den Vorschoten blähen sich die Bettlaken im Wind wie Ballonsegel. Nach dem obligatorischen Nachmittagskaffee verschwindet Andrea aufs Vordeck zu einem Dauertelefonat mit ihrem Freund zu Hause. Per Whats-App oder Threema, wie ich es benutze, können wir praktisch kostenlos mit zu Hause telefonieren.

Wie bereitet man nur die Hummer zu?? Natürlich wie die Engländer all ihre Gerichte zubereiten: Wasser zum Kochen bringen, Hummer reinwerfen, zehn Minuten warten und fertig. Die hiesigen Hummer sind wesentlich kleiner als ihre nordischen Verwandten, sie haben auch keine Zangen. Einzig der Schwanz enthält schmackhaftes Muskelfleisch. Auch die Bahama-Hummer werden im kochenden Wasser rot, tot waren sie schon vorher. Der Fische sind ziemlich klein und werden gebraten, die vielen Gräten rauszupulen ist etwas mühsam.

Noch ist der Starkwind nicht eingetroffen, das Meer ist glatt und wir sitzen noch lange in der Stille draußen. A propos Stille: Von Land hören wir mehr oder weniger intensiv Reggae und karibische Musik zu uns herüber schallen. Eigene Musik dagegen zu halten macht die Sache nur schlimmer. Also lassen wir uns beschallen, bis am späten Abend dann endlich komplette Ruhe einkehrt. Der Mond geht in Richtung Vollmond und erhellt bereits die Bucht. Am 31. Januar ist Vollmond, diesmal ein besonderer. Die Entfernung von der Erde ist ungewöhnlich kurz, der Mond erscheint ca. 10% größer als normal. Außerdem soll es den sogenannten Blutmond geben, die Erde steht dabei zwischen Sonne und Mond und deckt ihn ab, es handelt sich um eine spezielle Mondfinsternis. In Europa ist sie nicht zu sehen, wohl aber in Amerika, wir werden die Augen offen halten.
25. Januar, Donnerstag, Rock Sound
Am Vormittag lassen Andrea und Andi sich an Land fahren, die Insel weiter zu erkunden. Ab dem Mittag geht es dann los mit dem erwarteten schlechten Wetter. Die Bewölkung nimmt zu, es regnet vereinzelt und der Wind wird stärker, bis er die vorhergesagten 25 kn erreicht hat. Uns fehlen ein paar Sonnenstunden zum Batterieladen, der Ladezustand sinkt bis auf 65% ab. Die Wellen nehmen zu, ab jetzt wird man bei Dinghi-Ausflügen nass. Ich schreibe endlich meinen Blog für die KW 3 und buche meine Flüge für den April.
Als unsere beiden Landgänger am Nachmittag zurück kommen, sind sie todmüde und legen sich für ein Weilchen hin. Andrea hat eine Kneipe aufgetan, die von einer Dame namens Rose bewirtschaftet wird. Die beiden haben ausgemacht, dass wir am nächsten Montag dort zum Essen hingehen werden, es gibt bahamische Küche. Die heutige Küche ist eher karg, zum Abendessen gibt es nur einen Salat mit selbst gebackenem Brot. Zukünftig wollen wir versuchen, möglichst Selbstversorger in Sachen Brot zu werden. Ein Toastbrot kostet hier locker 2- 4 Dollar, dafür können wir mehrere Kilo Mehl kaufen und ne Menge Gas verbrennen. Und schmecken tut das selbst gebackene ohnehin besser. Als Abendunterhaltung zeige ich meinen Vortrag vom Raumfahrtzentrum in Kourou, bei dem schlechten Wetter kann man nur bedingt draußen sitzen.
26. Januar, Freitag, Rock Sound
Der Starkwind hat die ganze Nacht hindurch geweht, das Rigg heult und bei starken Böen schwankt JABULO leicht vor und zurück. Ansonsten liegt der Katamaran sehr ruhig im Wasser, auch wenn draußen recht kräftige Wellen aufgebaut werden. Ansonsten ist die Bewölkung aufgelockert, die Sonne strahlt mächtig durch die Wolkenlücken und lädt den Stromverbrauch der Nacht nach. Zum langen Draußensitzen ist es eigentlich zu ungemütlich, wir essen trotzdem im Cockpit. Es gibt Kochbananen, die eigentlich irrtümlicherweise eingekauft wurden, dazu Reis und eine Gemüsesauce. Dann geht es rein in die warme Stube, wir sehen wir uns den über 3 Stunden langen Monumentalfilm Lawrence von Arabien von 1962 an. Andrea ist irgendwie so hibbelig vom langen Stillsitzen, dass sie direkt nach dem Film über Bord springt zu einem kleinen Nachtschwimmen. Die anderen gehen schlafen, wir beide sitzen noch bis spät in die Nacht im Salon beieinander und führen tiefschürfende Gespräche. Je tiefsinniger das Gespräch wird, desto tiefer sinkt auch der Flüssigkeitsstand in der Rumflasche vor uns. Wir schaffen es immerhin ins Bett, bevor die Flasche leer ist.
27. Januar, Samstag, Rock Sound
Am Morgen sind fleißige Handwerker schon früh in unserer Backstube zugange. Die Brötchen sind schon fertig und ein Brot ist im Ofen, als ich wach werde. Andrea und Andi fahren nach dem Frühstück zur MORA auf einen kleinen Morgenplausch, ich beantworte meine neu eingetroffenen Bewerbungen aus Hand-Gegen-Koje. Der Wind bläst immer noch konstant mit um die 20 kn aus Ostsüdost. Die Sonne kommt aber immer öfter durch, gut für die Batterieladung.
Interessanterweise haben sich für die Etappe durch die inneren Karibikstaaten wieder mehrere alleinreisende Frauen beworben. Von den Männern kommen jetzt mehr und mehr Nachfragen für die großen Etappen über den Pazifik, die ich noch gar nicht ausgeschrieben habe. Hier melden sich fast immer Rentner, die am liebsten den ganzen Rest der Reise, dabei bleiben würden, also mehrere Jahre lang. Alle haben angeblich zigtausende Meilen auf dem Buckel und alle möglichen Segelscheine, die ich selbst nicht habe. Ich tue mich schwer mit diesen Anfragen. Jeder Langzeit-Mitsegler belegt einen Dauerplatz auf dem Schiff, was meine Freiheit, spontan Familie, Freunde und Bekannte sowie ehemalige Mitsegler mitzunehmen, stark beeinträchtigt. Außerdem kann es bei mehreren Skippern an Bord leicht zu Unstimmigkeiten kommen. Ich muss mich zum Glück nicht sofort entscheiden. So wie es aktuell aussieht, ist der gesamte bisher ausgeschriebene Törn bis zur Panama-Kanal Durchquerung im Sommer 2019 vorläufig ausgebucht.
Nach dem Mittag fährt die Crew zum Großeinkauf und kommt mit neuem Mehl, Zucker, Kaffe und Kaffeefilter, Fleisch sowie Obst und Gemüse zurück. Die mitgebrachten Hähnchenkeulen werden gleich am Abend im Backofen gegrillt, dazu gibt es den Rest Reis von gestern, dazu ein Gemüse, das aussieht wie Pepperonischoten, aber wie Bohnen schmeckt.
28. Januar, Sonntag, Rock Sound
In der Nacht lässt der Wind nach auf um die 15 kn, ein benachbarter Katamaran bricht frühmorgens auf in Richtung Norden, bei dem Wind kann er in einem Rutsch bis nach Nassau segeln. Die Wellen werden auch etwas kleiner, wir haben soviel Sonnensschein, dass der Wassermacher 4 Stunden laufen kann und die Batterien trotzdem noch aufgeladen werden. Sabine backt eine Apfeltorte in der Springform mit den gestern gekauften Äpfeln. So langsam haben wir den Bogen raus, wie man mit dem Gasbackofen umgehen muss.

Andrea unternimmt wieder einen Spaziergang an Land, ich platziere die gestern hochgeladenen Fotos in den entsprechenden Stellen im Blog, jetzt ist die Reise seit Deltaville im November auch bildlich mit zu verfolgen.
Ralph funkt uns an, wir sollen uns doch heute Abend zu einem Sundowner in der Strandbar treffen. Gute Idee, Andrea und Andi wollen nicht mit, sondern bleiben an Bord um Essen zu kochen. Als wir in der Bar ankommen, verabschiedet sich gerade eine Gruppe Kreuzfahrttouristen, die wie schon zu Anfang der Woche beobachtet, hier vorgeführt bekommen, wie man eine Conch-Muschel knackt und wie der daraus bereitete Conch-Salat schmeckt. Natürlich wird aus dem einen Sundowner eine längere fröhliche Runde, wir sind erst um 20:00 Uhr auf JABULO zurück. Die beiden Bordwachen haben längst gegessen, für uns wird schnell noch etwas warm gemacht. Bei Bratwurst und Kartoffeln ist das zum Glück kein Aufwand. Dazu gibt es eine Avocado-Creme, die wir mit Crackern zusammen genießen. Danke Andrea.
Das Wasser wird immer ruhiger, wir sind bei der Dinghi-Rückfahrt zwar noch nass geworden, aber es besteht Hoffnung auf besseres Wetter. Wir hören noch ein wenig Musik, diesmal Rock-Musik, damit nicht alle gleich einschlafen, letztlich landen wie auf Wunsch des Publikums dennoch bei Pink Floyd. Dazu passt der heutige Mond, er ist fast voll und steht beinahe senkrecht über uns. Um ihn herum hat sich ein ringförmiger klarer Bereich gebildet, der bestimmt 10° Öffnungswinkel aufweist. Am Rand ist ein klar erkennbarer „Regenbogen“, der ganz um den Mond herumgeht. So etwas hat keiner von uns jemals gesehen. Wir versuchen, Fotos davon zu machen, aber die Blendenautomatik tut sich schwer damit.

KW 03, ab 15. Jan
15. Januar, Montag, Spanish Wells
Nach dem Sonntag in Wartestellung entfaltet sich am Montagmorgen beträchtliche Aktivität in der R&B Werft. JABULO liegt direkt neben der Hebebühne, die für uns vorbereitet wird. Es handelt sich um eine große Plattform, die an vier Seilwinden rauf und runter gelassen werden kann. Einen Bootslift mit Tragschlaufen wie in den meisten Werften gibt es hier nicht, es wäre auch kein Platz, das Schiff irgendwo hin zu transportieren. Direkt vor der Hebebühne verläuft nämlich die Hauptstraße von Spanish Wells, wo sich reger Verkehr mit den Golf Carts und vereinzelten richtigen Autos abspielt. Auf der anderen Straßenseite liegen Gebäude und es geht sofort steil bergan. Alle Reparaturen in dieser Werft finden im Wasser oder auf einer dieser Hebebühnen statt. Robert, einer der beiden Werftinhaber, vermisst unseren Katamaran so gut wie möglich. Damit JABULO sicher so aufgebockt stehen kann, dass man auch an den Kielen Arbeiten kann, müssen mehrere mächtige Querbohlen exakt an die richtige Stelle genagelt werden. Darauf kommen noch große Holzklötze, die oben mit flachen Brettchen möglichst waagerecht ausgerichtet werden. Die Holzkonstruktion wird zusammen genagelt, damit sie beim Absenken nicht aufschwimmt. Wir lassen noch schnell unser Dinghi ins Wasser, damit wir beweglich sind und außerdem haben wir so den gesamten Platz auf der Achterplattform zur Verfügung.

Dann geht es los, die Bühne wird abgelassen, an je zwei Vor- und Heckleinen auf jeder Seite wird JABULO langsam einmal um 90° gedreht, bis sie exakt über der Mitte der Arbeitsfläche schwimmt. Robert geht mit Taucherbrille und Luftschlauch ins Wasser und dirigiert das Schiff auf wenige Zentimeter genau an die richtige Position. Am Heck und am Bug werden noch unter Wasser zusätzliche Abstützungen angebracht. Langsam, ganz langsam hebt sich JABULO nach oben, um 11:00 Uhr hat die Plattform Straßenniveau erreicht, ein paar weitere Unterstützungen werden angebracht. Sobald alles trocken ist, können die Reparaturen beginnen.

Wir befestigen eine Trittleiter am Steuerbord-Heck, für die nächsten Tage wohnen wir auf einer Aussichtsplattform ca. 4-5 m über dem Wasser.

Ein Kabel zur Stromversorgung ist schnell verlegt, unsere Wassertanks sind noch ziemlich voll. Lediglich die Toiletten können wir nicht benutzen. Im gegenüberliegenden Werkstattgebäude ist eine Toilette mit Dusche, beides entspricht nicht gerade mitteleuropäischen Hygienestandards, für ein paar Tage wird es gehen müssen. Mit Robert begutachte ich die Schäden. Der Backbordkiel hat bös was abbekommen, es fehlen ca. 10 cm GFK an der Hinterkante, auch vorne sind ein paar Zentimeter einfach weg. Man kann sehr schön erkennen, dass die Kiele ursprünglich aus zwei Platten zusammengeklebt sind. Der schlimmste Schaden ist der an der Hinterkante. Beide Kiele zeigen Abschürfungen an der Unterseite, ebenso beide Ruder, das Steuerbordruder ist um ein paar Grad nach innen verbogen. Auf der Herfahrt von Royal Island hatte ich schon bemerkt, dass der linke Antrieb schüttelt, jetzt ist klar warum, die Schraube hat eine Delle in einem Flügel und sitzt lose auf der Welle. Lediglich das Sicherungsblech der Befestigungsmutter hat verhindert, dass sie abgeflogen ist.
Nach dem Mittag macht sich einer der Werftarbeiter dran, das ganze beschädigte GFK abzuschleifen. Er holt dabei soviel Material runter, dass mir angst und bange wird. Es staubt unheimlich, die Schleifmaschine macht einen Mordskrach, gegenüber läuft ein Dieselgenerator als Stromquelle für Arbeiten an einem Fischtrawler. Meine Crew verlässt den ungastlichen Ort und geht im Ort spazieren. Ich bleibe, man weiß ja nie, was noch zum Vorschein kommt.

Um 17:00 ist auch in Spanish Wells Feierabend, Stille kehrt ein. Nur der Wind heult und zerrt mächtig am Rigg, die ganze Hebebühne zittert unter den 20-25 kn, die von Norden über die Insel wehen. Zum Glück liegen wir genau mit dem Bug im Wind und können bis auf die Kletterei zur Toilette fast normal im Schiff und im Cockpit leben. Das Wetter soll die kommenden Tage mit starken Winden, Regenschauern sehr wechselhaft bleiben, wir machen das Beste draus. Nach Sonnenuntergang kühlt es ab, wir verbringen einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher mit einer deutsch-französischen Liebeskomödie und Pop Corn aus der Mikrowelle.
16. Januar, Dienstag, Spanish Wells
Der Lärm der Schleifmaschine direkt unter mir weckt mich, auch Andi kann nicht mehr schlafen. Die Anderen sind Frühaufsteher und schon lange wach. Wir frühstücken draußen auf unserem erhöhten Logenplatz und genießen die Aussicht auf die vorbeifahrenden Boote und die gegenüberliegende verwilderte Insel. Genau vis-a-vis liegen zwei ziemlich vergammelte kleine Segelboote, die die im Takt der Gezeiten entweder schwimmen oder auf der Seite im Schlick liegen.

Zu unserer Überraschung kommen hin und wieder ziemlich große Küstenfrachter und eine Katamaranfähre durch den Kanal gefahren, die Einfahrt ist anscheinend doch tiefer als wir gedacht haben oder wir sind falsch gefahren. Später erzählt mir Robert, dass die Betonnung der Mündung immer wieder von irgendwem gestohlen wird, er hat bereits eine neue Boje liegen, die er heute auslegen wird. Man muss beim Einlaufen mit Backbord tatsächlich bis auf 5 m an das linke Ufer ranfahren. Nur dort wird regelmäßig ausgebaggert.

Noch während des Frühstücks kommen von rechts, aus Richtung Marina, zwei Dinghis angetuckert, die unser an der Werft vertäutes Boot als Hinweis verstehen, hier sei ein Dinghi-Dock. Von einem der Dinghis begrüßt mich eine Frau freudig mit „Hallo Uwe, was macht Ihr denn hier??“ Gesicht kommt mir bekannt vor, ich kann sie aber nicht einordnen. Sie klärt mich auf, wir haben uns in Deltaville getroffen. Langsam dämmert es mir, es sind Heike und Herwig aus Hamburg von der Worlddancer II, einer Aluminiumyacht. Worlddancer hatte im September dicht neben JABULO gelegen. Heike und ich hatten uns bei der Waschmaschine erst prima auf Englisch unterhalten, bis wir beide merkten, dass wir auch Deutsch, im Notfall sogar Plattdeutsch miteinander reden könnten. Worlddancer und ein weiteres deutsches Boot, die MORA mir Monika und Ralph, waren gerade von den USA eingelaufen und wollten in Spanisch Wells einklarieren. Beide Yachten sowie ein weiterer Bekannter, die Miss Molly aus England, ankern draußen vor der Hafeneinfahrt. Ich habe leider keine Zeit für einen Besuch draußen, ich verfolge lieber die Arbeiten am Schiff.

Außerdem haben wir selbst noch Arbeit vor uns, wir müssen endlich das Eindringen von Wasser durch die Lewmar-Luken in den Griff bekommen. Insbesonder die Luke über meiner Koje leckt enorm. Bisher habe ich vermieden, eine Luke komplett zu demontieren, aber ich sehe keine andere Lösung. Zu dritt machen wir uns ans Werk, nach dem Lösen der Schrauben schneiden wir mit dem Tapetenmesser mühsam die alte Klebemasse durch, reinigen alles akribisch und setzen den Alurahmen mit frischem Silikon wieder ein. Zur Sicherheit wird noch eine Lage um die Außenfuge gelegt und glatt gestrichen. Der nächste Regen kommt bestimmt und wird über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Nach dem Mittag beginnen zwei Werftarbeiter mit dem Wiederaufbau des demolierten Kieles. Zuerst basteln sie eine Negativform aus Platten, die links und rechts am Kiel befestigt werden, dann wird schnell aushärtender Schaum eingespritzt, damit das Ganze einen Vollkern erhält. Nach zwei Stunden kann geschliffen werden. Die erste Lage Glasfasermatten wird kurz vor Feierabend aufgetragen. Ich habe in der Schleifpause den linken Propeller abmontiert, in einer Ersatzteilkiste führe ich einen Ersatz mit. Der Vorbesitzer war zwar ein Pfuschbastler vor dem Herrn, aber zumindest hat er jede Menge Ersatzteile an Bord gehabt.

Zum Abendessen gibt es rohe Bratkartoffeln mit Bratwurst, ganz wie in Deutschland. Der Wind ist immer noch recht kräftig, aber es wird trocken, wir hören im Cockpit Musik nach Wunsch der Crew, die Stimmung ist derartig gut, dass Andrea sogar auf den Sitzbänken tanzt. Andi hat ihr einen kräftigen Ti’-Punch angemischt, der sicherlich nicht ganz unschuldig an dieser Einlage ist. Zum Duschen gehen Andreas und ich nacheinander rüber in die „rustikale“ Dusche, die leider nur mit leicht salzigem, kaltem Wasser aufwarten kann. Die Damen trauen sich ohne Bewachung nicht allein rüber, die Tür lässt sich nicht verriegeln. Zum Abschluss gibt es wieder eine französiche Komödie: „Endlich Witwe“
17. Januar, Mittwoch, Spanish Wells
Am Vormittag wird am Backbordkiel Lage um Lage Glasfasermatten aufgelegt, angeschliffen, aufgefüllt usw. bis die Form exakt stimmt. Ein zweiter Mann bearbeitet die Vorderkante. Wir versuchen derweil das krumme Steuerbordruder auszubauen, hinter der Achterkabine müssen nur drei Schrauben gelöst werden, dann rutscht es einfach nach unten raus. Leider ist die Welle so lang, dass das Ruder nicht seitlich freikommt. Robert lässt unter dem Ruder eine der Bohlen der Hebebühne ausbauen, es reicht immer noch nicht, das Ruder kommt nicht frei. Die einzige Möglichkeit besteht in einem Ausbau unter Wasser, wenn JABULO wieder schwimmt. Am Nachmittag muss JABULO an Backbord etwas angehoben werden, damit die Kielunterseite repariert werden kann. Dazu müssen wir von Bord, das Ganze könnte evtl. abrutschen, weil die großen Klötze entfernt werden müssen. JABULO steht links nur noch auf mehreren Dreibeinen, der Kiel schwebt frei.
Wir machen uns auf den Weg zu einem Spaziergang zum Ostende der Insel, weit ist das nicht. Von hier ist die Hauptinsel Eleuthera zum Greifen nahe, kleine Fährschiffe verbinden Spanish Wells mit dem gegenüber liegenden Ufer. Man kann von hier aus auch nach Norden in den offenen Atlantik rausfahren oder den Weg außen um Eleuthera herum nach Harbour Island nehmen. Die Route heißt Devil’s Back Bone ist ohne einheimischen Lotsen nicht zu bewältigen. Reizen würde es mich ja dort durch zu segeln, aber dann kämen wir bis zur Südspitze der Insel nirgends mehr in eine windgeschützte Bucht, wir werden innen bleiben. Auf der dem offenen Atlantik zugewandten Seite bei Windstärke 5 oder gar 6 zu ankern, ist nicht gerade ein Vergnügen. Der Spaziergang führt uns auf der Nordseite der Insel zurück nach Westen, es beginnt heftig zu regnen. Wir suchen Schutz in der nächstgelegenen Kneipe, dem Buda’s, wo wir bereits am Sonntagabend zum Essen waren. Wir bestellen den Rumdrink des Hauses, der im Gegensatz zu den sonst üblichen Mixgetränken nicht rot oder orange ist, sondern giftgrün. Einen großen Unterschied im Geschmack können wir nicht ausmachen, der viele Zucker überdeckt alles andere. Sabine ordert wieder eine Pinacolada, die wie in Staniel Cay in erster Linie aus gemahlenem Eis besteht und so kalt ist, dass ihr die Plomben in den Zähnen klappern. Zum Knabbern genehmigen wir uns ein paar Chicken Wings und frittierte Zwiebelringe. Irgendwie ist hier alles wie in den USA, vielleicht haben wir irgendwann Glück und finden ein Restaurant mit einheimischer Küche.
Der Regen hört auf, wir wandern zum Schiff zurück, es steht immer noch auf den Dreibeinen. Also drehen wir die nächste Runde. Wenige Hundert Meter weiter befindet sich die Anlegstelle für die Katamaran-Schnellfähre, die morgens von Nassau auf dem Hinweg und nachmittags auf dem Rückweg hier anlegt. In dem Wartehäuschen nehmen wir Platz auf den Sitzbänken und schauen uns das Treiben an. Alle paar Minuten kommen und gehen kleinere Zubringerboote und laden Gäste, Gepäck und Waren aus. Der Verkehr auf der Straße ist für so eine kleine Insel enorm. Anscheinend muss jeder dauernd von A nach B, die Golf-Carts haben es meist sehr eilig. Es versammeln sich immer mehr Leute, die Fähre muss wohl bald kommen. Um kurz nach vier kommt sie um die Ecke gebogen, nach einem rasanten Anlegemanöver wird ganz vorschriftsmäßig eine rollstuhlgerechte Gangway installiert, das Einsteigen erfolgt sehr ruhig und diszipliniert. Am Heck werden diverse Kühlkoffer mit Fisch aus der am Hafen liegenden Fischfabrik verladen, Nachschub für die Restaurants in Nassau. Spanish Wells verfügt über die größte Trawlerflotte der Bahamas und landet in der Sommersaison bis zu drei Viertel der gesamten Fangmenge des Landes an. Der Katamaran legt ab, die kleinen Zubringerboote nehmen die Ankömmlinge auf und bald sitzen wir als Einzige im Wartehäuschen. Es wird kühl, wir beschließen die nächste Kneipe oder das nächste Restaurant anzulaufen.

Direkt am östlichsten Punkt der Insel, an dem wir heute bereits waren, sind wir die einzigen Gäste. Wir bestellen Tee und Kaffee, mehr Geschäft ist mit uns leider gerade nicht zu machen.
Der Tee wärmt ein wenig und die Arbeiten am Kiel sollten eigentlich auch fertig sein. Als wir zurück kommen, steht JABULO wieder mit seinem Kiel auf den massiven Holzklötzen, wir können an Bord gehen. Aus unseren Vorräten zaubert Sabine Kartoffelbrei mit einer Sauce aus Kidney-Bohnen und Würstchen. Weil es ziemlich frisch ist, bleiben wir im Salon und schauen uns die dritte französische Komödie in Reihe an. „Sie sind ein schöner Mann“
18. Januar, Donnerstag, Spanish Wells
Wir müssen nach dem Frühstück wieder von Bord, JABULO wird ein zweites Mal hochgebockt. Die Crew mietet sich für einen Tag einen Golf-Cart für eine Inselrundfahrt.

Ich nehme meinen Computer im Rucksack mit und suche einen Platz, an dem ich in Ruhe eine weitere Woche Blog schreiben kann. Eigentlich hatte ich an den Yachtclub gedacht, aber an der Straße finde ich unter einem Schatten spendenden Baum eine Biertischgarnitur, die mich geradezu magisch anzieht. Ich verbringe dort fast drei Stunden schreibenderweise, jeder Vorbeifahrende grüßt mich freundlich. „Büro unter Palmen“ ruft mir einer zu. Irgendwann kommt auch meine Crew vorgefahren, ich bin aber noch nicht fertig und bleibe, bis eine Woche dokumentiert ist. Der Akku gibt noch genügend her, um alles auf WordPress hochzuladen. Ich schätze, dass ich für jeden Tag der Reise eine knappe halbe Stunde Schreibarbeit für den Blog habe. Leider habe ich nicht die Disziplin, diese halbe Stunde gleich jeden Abend aufzubringen.
JABULO steht immer noch auf den Böcken, als ich zurückkomme. Andi hat die Chance genutzt, die Außenluken mit einer weiteren Lage Silikon von außen abzudichten, solange das Schiff auf dem Trockenen steht. Andrea und die Klassens gehen mit dem Golf-Cart einkaufen, morgen geht JABULO zurück ins Wasser und was wir haben, haben wir. Ich bleibe vor Ort und schaue mir den Werftbetrieb an. Auf der benachbarten Hebebühne steht seit gestern ein Motorboot mit drei Außenbordmotoren von je 300 PS, zwei Monteure führen offensichtlich die Inspektion durch. Unmengen von Öl werden abgelassen und nachgefüllt. Jeder Motor hat 6 Zündkerzen, die gewechselt werden wollen. Einer der Monteure erzählt mir, dass das Boot bei Vollgas mit 900 PS knapp 60 Knoten läuft, wie viel Benzin da durchläuft, sagt er aber nicht.
Am Mittag sind die GFK-Arbeiten praktisch fertig, die reparierten Stellen sind mit Schutzfarbe gestrichen. JABULO kann wieder stabil auf die Kiele abgesenkt werden. Jetzt bleibt noch eine Stelle am oberen Ende des Backbordkiels übrig, an der der Schutzlack bzw. das Gelcoat beim Verwinden des Kiels beim Aufsetzen angeplatzt ist. Der GFK Spezialist schleift den Bereich großflächig sauber und trägt GFK auf. Er versichert, dass heute Abend alles fertig sein wird.

Ich bespreche mit Robert, was wir mit dem Ruder machen können. Für die Reparatur veranschlagt er mehrere Tage. Frühestens morgen Nachmittag können wir es unter Wasser ausbauen, dann muss die eine Hälfte des Ruderblattes komplett abgeschliffen werden, um die Welle freizulegen. Dann kommt die Welle in eine hydraulische Presse zum Richten und anschließend wird das Ruderblatt neu auflaminiert. Wir untersuchen das Ruder ein weiteres Mal genau. Die Welle besteht aus Massivmaterial, nicht aus einem Rohr wie bei vielen andern Yachten und es kann frei drehen. Ich entscheide, das Ruder so krumm wie es ist, einzubauen. Gesagt- getan, Andreas und ich montieren das Ruder und befestigen den Ersatzpropeller auf Backbord mit Überwurfmutter und Sicherungsblech. Morgen Vormittag geht es zurück ins nasse Element.
19. Januar, Freitag, Spanish Wells => Royal Island 5 nm
Die Werftarbeiter räumen allen Müll, alles Werkzeug, allgemein alles was wegschwimmen kann, von der Hebebühne. Natürlich ist die Rechnung auch schon fertig, ich zahle per Kreditkarte ca. 3.000 $ für den Spaß. Die Leinen werden an den Pollern belegt, die Hebebühne senkt sich mit unserem Schiff langsam nach unten. Als JABULO frei ist, fahre ich rückwärts aus der Box heraus und drehe das Schiff um 90°, damit wir wieder an den zwei Pollern festmachen können. Ich würde gern noch Wasser nachfüllen, aber das Werftwasser ist leicht salzig und nicht als Trinkwasser geeignet. Also werfe ich unseren Wassermacher an, ein Tank ist ganz leer und der andere halb. Zum Reinemachen ist das Werftwasser aber gut genug. Die Crew macht sich mit Schlauch, Eimern, Schrubbern und Besen ans Werk. Überall liegt der Staub von den Schleifarbeiten rum und wir haben auch eine Menge sonstigen Dreck mit unseren Schuhen an Bord geschleppt.
Blitzsauber legen wir um die Mittagszeit ab, wir wollen endlich raus aus Spanish Wells. In der Ausfahrt liegt die versprochene neue Ausfahrtstonne, die Fahrrinne ist klar zu erkennen. Gleich um die Ecke liegen Miss Molly und ein weiteres Schiff vor Anker. Hier ist mir das zu offen, wir wollen wieder zurück in den geschlossenen Hafen von Royal Island, die 5 Meilen schaffen wir in einer Stunde. Bei der Einfahrt in die Bucht wird es noch einmal kritisch, ich fahre ein paar Meter weiter links als beim ersten Mal und kratze mit dem neu lackierten Steuerbordkiel über eine Untiefe. Andrea steht zwar vorne am Bug und schaut, aber ihr Warnruf kommt zu spät. Zum Glück sind wir sehr langsam, ein Tauchgang zeigt, dass tatsächlich nur der äußere Lack abgekratzt ist. Dann liegen wir sicher vor Anker und genießen die Stille und das leichte Schaukeln des Schiffes.
Kurz vor Sonnenuntergang kommt Miss Molly angesegelt. Phil, den ich in Deltaville kennen gelernt habe, kommt auf einen kurzen Besuch zu uns rüber. Er erzählt, dass die gerade neben uns liegende kanadische Yacht vor ein paar Tagen Feuer an Bord hatte und sämtliche Feuerlöscher aller anwesenden Yachten nicht gereicht haben, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Zum Schluss haben die Helfer nur noch Wasser drauf gekippt. An Bord waren der Skipper und seine achtjährige Tochter. Der Skipper hat Verbrennungen im Gesicht erlitten und ist von Phil nach Spanisch Wells zum Arzt gebracht worden und von dort aus mit der Fähre nach Nassau. Jetzt will Phil morgen mit einem andern Helfer zusammen die kaputte Yacht nach Spanish Wells schleppen.
Nach seinem Bericht dieser unschönen Geschichte planen wir unsere Weiterreise. Morgen kommt der Wind aus Ost bis Südost, wir sollten damit eigentlich ins Innere von Eleuthera kommen, dazu müssen wir aber früh aufstehen. Die Durchfahrt durch Current Cut müssen wir mit dem Ebbstrom vor elf Uhr erreichen, ansonsten kommen wir gegen die Tide nicht mehr gegenan. Current Cut ist einer der begehrtesten Tauchspots weltweit, weil es hier Strömungen von bis zu 6 Knoten geben kann und entsprechend viele Fische mit hindurch gezogen werden.
20. Januar, Samstag, Royal Island => Hatchet Bay 34 nm
Pünktlich um 07:00 gehen wir Ankerauf, Frühstück gibt es erst, wenn wir durch Current Cut durch sind. Mit dem Vorsegel können wir den Kurs genau draufzu halten. Je näher wir kommen, desto schwächer wird der Wind, aber ich will ohnehin nicht durch diese Gefahrenstelle hindurch segeln. Aus dem Segelhandbuch wird nicht ganz klar, ob der Strom bei Ebbe rein nach Eleuthera oder raus geht. Nach meinen Überlegungen müsste er nach innen fließen, Tiefststand ist erst um 11:00 Uhr. Wir sind schon um 09:00 dort und ich fahre vorsichtig mit 4 Knoten unter Maschine in den Kanal. Ich habe recht, der Strom ist mit uns, JABULO beschleunigt ohne mein Zutun auf über 7 Knoten. Ich komme mir vor wie in Kanada mit all den Strudeln und abrupten Richtungswechseln. Andrea schießt fleißig Bilder von den verschiedenen Wellenbildern. Als wir durch sind, ist das Wasser zunächst ganz ruhig. Es hat Platz sich auszubreiten. Wir können frühstücken, bzw. die Crew kann frühstücken, der Ausfahrtkanal ist zu flach und tückisch als dass ich dem Autopiloten das Schiff überlassen kann.

Nach ungefähr einer Meile sind wir aus dem Flachwasserbereich raus, dafür kommt der Wind jetzt fast genau von vorne und bildet mit dem auslaufenden Ebbstrom eine kabbelige Welle aus. Ich frühstücke auch und dann motoren wir noch eine Stunde weiter bis wir sicher frei sind von sämtlichen Untiefen. Wir haben Zeit, bis nach Hatchett Bay sind es nur noch10-12 Meilen in direkter Linie. Also setzen wir beide Segel und kreuzen uns gemütlich an die Insel heran. Die zurückgelegte Distanz verdoppelt sich dadurch zwar, aber wir erleben einen schönen Segelnachmittag. Auf dem letzten Holeschlag nach Norden holen wir 2 Meilen vor der Einfahrt von Hatchett Bay die Segel ein und fahren das letzte Stück wieder mit Maschine.
Seit gestern haben wir offenbar ein Abonnement für schmale Durchfahrten gewonnen, erst war es die Ausfahrt von Spanish Wells, dann die Einfahrt nach Royal Island, heute Morgen die Durchfahrt durch Current Cut und jetzt kommt die engste Passage überhaupt. Hatchett Bay war ursprünglich ein Binnensee, nur durch eine schmale Korallenwand vom Meer getrennt. Irgendwann hat man einen Durchgang frei gesprengt, der beim Näherkommen für unseren Kat zu schmal zu sein scheint.

In Wirklichkeit ist er knapp 30 m breit, allerdings an den Rändern nicht wirklich tief. Mit ziemlichem Tempo fahre ich hindurch, Andrea und Andi stehen beide am Bug und halten Ausschau nach Untiefen.

Nach der Durchfahrt öffnet sich eine Art Kratersee. Obwohl hier nie ein Vulkan war, sieht es dennoch so aus. In der Mitte ist es schön tief mit bis zu 10 Metern, wir ankern am östlichen Rand auf 3-5 Meter Wassertiefe. Hier drinnen liegt man wirklich wunderbar geschützt von allen Seiten. Am Südufer befindet sich eine kleine Ansiedlung, bei Einbruch der Dämmerung klingt von dort laute Trommel- und Trompetenmusik herüber, während der Nacht bleibt es so ruhig, dass das Gegacker von Hühnern und ein gelegentliches Hähnekrähen zu uns rüber kommt.
21. Januar, Sonntag, Hatchet Bay => Rock Sound 38 nm
Das frühe Lossegeln hat sich bewährt, auch heute starten wir pünktlich um 07:00 Uhr. Frühstück gibt es später irgendwann. Ich hole den Anker alleine hoch, ohne vorher die Motoren anzuwerfen. Vom Geräusch der Ankerkette werden dennoch alle wach. Wieder geht es durch die schmale Gasse hindurch, ich habe wirklich das Gefühl, ich bräuchte nur die Arme ausstrecken, um links und rechts die Korallen zu berühren. Sobaldwir draußen sind, setzen wir die Segel, das Groß mit einem Reff, das Vorsegel komplett. Mittlerweile klappen die Manöver recht rordentlich. Wir können den Kurs nach Rock Sound, der südlichsten großen Bucht von Eleuthera, genau anliegen, wir haben sogar noch ein paar Grad Luft, die ich auch ausnutze um soviel Höhe wie möglich zu laufen. Kaum sind wir auf Kurs werden wir auf Deutsch angefunkt: „Jabulo, Jabulo, guten Morgen“ Ich bin etwas überrascht und reagierte etwas langsam. Da kommt auch schon der zweite Anruf. Es ist Herwig von der Worlddancer, er und Ralph mit der MORA haben draußen vor der Küste übernachtet und segeln ca. 2 Meilen vor uns zum selben Ziel, der Bucht von Rock Sound.
Anfänglich ist der Wind reichlich schwach, nur 8-10 Knoten, alle drei Yachten bewegen sich mit 4,5 bis 6 kn nach Südosten. Nach ein paar Stunden kommen dann die versprochenen 14-18 kn Wind, wir werden immer schneller. Jetzt kann der Katamaran seine Stärke ausspielen, er braucht immer etwas mehr Wind um zu laufen. Obwohl wir immer noch ein Reff im Groß haben, laufen wir immer über 7, manchmal bis zu 9 Knoten und das 40° am Wind. Langsam kommen wir immer dichter an die beiden Einrümpfer heran. Da kommt mir eine Idee. Ich habe zwar jede Menge Bilder von JABULO vor Anker, aber keine unter Segeln. Ich funke Herwig an, ob er nicht ein paar Schnappschüsse machen kann, wenn wir an ihm vorbei ziehen. Ich schieße dann umgekehrt auch Bilder von der Worlddancer in voller Fahrt. So machen wir es, in Rock Sound können wir dann die Dateien überspielen. Ich steuere ziemlich dicht an die Worlddancer heran und so kommen wir zu etlichen schönen Fotos.

Der Wind lässt leider gerade während der Fotosession nach, die Bugwelle und das Kielwasser schäumen nicht sonderlich. Später weht es wieder kräftiger, Worlddancer fährt Schlangenlinien und muss reffen. Am frühen Nachmittag läuft der deutsche Geleitzug in der Bucht von Rock Sound ein und ankert vor dem gemeinde-eigenen Dinghi-Dock.
Ich kopiere die unterwegs geschossenen Bilder und Videos auf einen USB-Stick und fahre zur Worlddancer rüber, um ihn zu überbringen. Wie unter Seglern üblich, geht der Besuch nicht ohne Bier ab. Ralph von der MORA kommt auch noch für einen Moment an Bord. Ich lade spontan die beiden Besatzungen für morgen Abend zur Pizza ein. Meine Crew wartet ohnehin schon lange drauf, dass ich mich endlich als Pizzabäcker betätige. Für mehr Leute lohnt es sich wenigstens.
KW 02, ab 08. Jan.
08. Januar, Montag Nassau
Heute Abend kommen Andrea und Andreas mit dem Condor-Flug, ein schneller Blick ins Internet und wir wissen, die Maschine kommt pünktlich um 17:15. Bevor wir den ersten Teil des anstehenden Großeinkaufs erledigen, versuche ich detailliertere Seekarten der Bahamas für OpenCPN zu bekommen. Es gibt anscheinend eine Möglichkeit, Karten der Berufsschifffahrt zum reduzierten Preis runterzuladen. Bis ich mich jedoch durch die komplizierten Anmelde- und Installationsroutinen durchgekämpft habe, wird es Nachmittag. Endlich klappt es. Die Karten sind aber kaum genauer als die freien Karten, die ich ohnehin schon habe. Das Wetter wird immer schlechter, es beginnt zu regnen, wir verzichten für heute auf den Einkauf und besorgen nur das Nötigste im Biomarkt gegenüber. Als es dunkel, wird, schüttet es wie aus Eimern, ich lege eine Plane über die leicht tropfende Außenluke der Backbord-Außenkabine.
Um halb sieben sehe ich Bewegung auf dem Steg, die neue Crew ist angekommen. Nach dem ersten Bekanntmachen gibt es einen kleinen Imbiss für alle und ein Gläschen Wein zur Begrüßung. Andrea wählt die Steuerbordkabine, Andreas geht nach Backbord. Jetzt habe ich zwei Andrease und eine Andrea an Bord, seltsamer Zufall. Ich werde versuchen, meinen aus dem Vorjahr schon bekannten Andreas zukünftig Andi zu nennen.
09. Januar, Dienstag Nassau
Gleich nach dem Frühstück werden die bestellten Conch-Muscheln geliefert, heute Abend gibt es weder die Spezialität des Landes, Conch Salat. Ich verstaue die Schüssel im Kühlschrank und dann ziehen wir los zum Value Supermarkt. In einem am Wege liegenden Tauchshop finde ich den Bahama Segelführer von Sara Lewis für den Südteil. Damit sind wir bis zu den Turks und Caicos gut bedient. Im Supermarkt nehmen wir gleich drei Einkaufswagen, die werden wir wohl auch brauchen. Die Klassens und ich waren vor Weihnachten schon mal hier, wir wissen so etwa, wo wir was finden. Trotzdem dauert es knapp 2 Stunden, bis die Wagen voll sind. An der Kasse wird, wie hier üblich, alles in Plastiktüten verpackt. Die Rechnung beläuft sich auf 850 Dollar, zum Glück steigt der Euro immer weiter und so sind es nu 700 €. Einer der Angestellten oder ein Freund stellt sich als Taxifahrer zur Verfügung. Nachdem alles eingeladen ist, bleibt gerade noch Platz für mich, die anderen müssen zur Marina zurück laufen. Zusammen mit dem Taxifahrer lade ich alles aus. Gerade als er wegfährt, kommen die anderen und wir schleppen alles aufs Boot.
Es folgt eine Stunde Stauarbeit, bis alles seinen Platz gefunden hat, aber erstaunlicherweise kriegen wir alles in den Schränken und Staufächern unter. Sogar der gesamte Vorrat an Bier und Wein, den ich noch in den USA gebunkert habe, passt rein. Um ca. 14:00 sind wir fertig mit dem Einrichten. Es ist so schwül, dass ich vom Verstauen klitschnass bin. Ich gehe duschen und genehmige mir das erste Bier des Tages. Die Schwüle geht allmählich in Regen über, der Wind nimmt zu und bald peitscht Starkwind von 25 kn und mehr den Regen in alle Ecken von JABULO, zum Glück von vorn. Alle großen Salonfenster habe ich vorher mit Duck-Tape verklebt, es kommen dennoch etliche Tropfen ins Schiff. Wir liegen schlauerweise mit dem Bug im Wind und können das Cockpit mit bewohnen, wenn auch mit ein paar feuchten Kissen.
Dann geht es an den Conchsalat. Die Muscheln werden in kleine mundgerechte Stücke zerteilt, das Fleisch ist so fest, dass es tatsächlich eines sehr scharfen Messers bedarf, um durchzukommen. Als vier Muscheln zerstückelt in der Schüssel liegen, hören wir auf. Wir haben noch drei Stück übrig, damit können wir morgen eine andere Zubereitungsart erproben. Nach den Muscheln werden zwei Tomaten und zwei Zwiebeln kleingehackt, und obendrüber kommt der Saft von 10 Limonen. Damit ist der Salat fertig, er muss jetzt noch ein paar Stunden im Kühlschrank stehen und ziehen. Der Zitronensaft weicht das Fleisch leicht an, dann kann man es viel leichter kauen. Nach dem Einkauf können wir aus dem Vollen schöpfen und während ich den Salat zubereite, gibt es oben Kaffe und Kekse. Wegen des schlechten Wetters will niemand mehr von Bord außer zu den Waschräumen. Nach dem Abendessen mit Conch-Salat geht das gegenseitige Kennenlernen weiter.
10. Januar, Mittwoch Nassau => Rose Island 5 nm
Heute wollen wir ablegen, das Wetter soll wieder besser werden. Andrea ist ganz früh aufgestanden, um ein wenig von Nassau zu sehen, bevor wir von hier verschwinden. Als sie zurück kommt, haben wir anderen schon gefrühstückt und um 11:00 machen wir die Leinen los. Es weht immer noch Ostwind der Stärke 4 in die Bucht herein. Kaum haben wir nach ein paar Meilen Segel gesetzt, bricht eine Schauerbö über uns herein, die sich gewaschen hat. Direkt neben uns befinden sich zwei Daysailer-Katamarane, die mit ca. 20 Gästen an Bord ihren täglichen Ausflug zu einem Tauchrevier unternehmen.

Ich lasse JABULO in den Wind drehen und wir warten beigedreht, bis die Bö vorüber ist. Die anderen Katamarane fahren mit Motor und drehen Kreise um uns herum. Ein Versuch, nach der Bö unter Segeln weiter aus der Bucht rauszukommen, scheitert. Der Wind dreht völlig unvorhersehbar in alle möglichen Richtungen. Immer wieder gibt es Scheuerböen, die wir beigedreht abwettern. Ich lasse die Segel einholen und dann fahren wir die wenigen Meilen bis zur geschützten Nordwestseite von Rose Island, um dort auf besseres Wetter zu warten. Wir ankern bei wunderbarem Sonnenschein als ob nichts gewesen wäre.

Andrea und Andi schwimmen an Land und erkunden mehrere Stunden lang die Insel. Wir anderen gehen vom Schiff aus schwimmen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommt unser Spähtrupp zurück. Wir braten die übrigen Conchs in Knoblauchöl, dazu gibt es Reis. Die Muscheln zu braten ist nicht ideal, das Fleisch bleibt sehr fest und man muss gut kauen, um es klein zu kriegen.
Nach dem Essen erfreut uns das Wetter mit einem phantastischen Sternenhimmel. Später beginnt im Süden ein Wetterleuchten, das sich über fast den gesamten Horizont erstreckt und bietet ein spektakuläres Schauspiel. Nach und nach verschwinden die Sterne hinter Wolken und der Lichtdom über Nassau verschwindet zeitweilig hinter Regenschauern. Auch bei uns fängt es an zu wehen. Plötzlich gibt es einen Donnerschlag und JABULO wird blitzschnell von einem Ende des Ankerkreises auf die andere Seite getrieben. Ich lese am Windmesser 40 kn und bevor ich reagieren kann, spüren wir ein hartes Rucken im Schiff. Erst glaube ich, das wäre die Ankerkette, aber es wird immer schlimmer, wir sitzen auf Grund und jede Welle hebt Jabulo kurz an, nur um sie hinterher wieder auf den Boden zu knallen. Ich starte die Motoren, um nach vorne zu fahren, aber wir sitzen fest, JABULO bewegt sich nicht von der Stelle. Das Auf-den-Boden-Schlagen wird immer schlimmer, der Rumpf ruckt, dass es einem selbst weh tut. Zu allem Überfluss schüttet es draußen derartig, dass wir keine 10 Meter weit sehen können. Wir müssen hier weg, sonst zerschellt das Schiff auf den Korallen. Es ist zwar gerade Niedrigwasser und mit der Flut kommen wir sicher frei, aber zwei Stunden können wir nicht warten. Ich starte die Motoren nach ca. 5 Minuten erneut und nur mit dem GPS Plotter als Navigationshilfe gebe ich Gas in Richtung Westen, nur weg vom Riff. Langsam, ganz langsam bewegt sich das Schiff und nach wenigen Metern schaukelt es ganz sanft auf den Wellen und wir sind frei. Aber hier können wir im Dunkeln nicht bleiben. Es hilft nichts, Andreas und Andi müssen trotz des sintflutartigen Regens aufs Vordeck, den Anker einholen. Trotz Decksflutlicht ist das nicht ganz einfach, ich halte JABULO mit den Motoren immer möglichst weit weg vom Riff, was aber dazu führt, dass die Kette unter Zug nach hinten führt. Endlich ist der Anker oben und ich fahre ein paar Hundert Meter aufs offene Meer hinaus, bis wir sichere 5-6m unter den Kielen haben, der Anker fällt erneut und wir sind erstmal in Sicherheit. Der Anker ist noch nicht ganz fest, da springe ich schon nach unten und öffne die Bodenluken. Zuerst auf Steuerbord, es steht kein Wasser in der Bilge. Ich betätige die Lenzpumpe und tatsächlich muss ich etliche Male pumpen, bis sie nur noch Luft fördert. Anschließend ist Backbord dran, auch hier muss ich pumpen. Jetzt heißt es abwarten, war das nur Regenwasser oder haben wir ein Leck? Nach einer halben Stunde kann ich Entwarnung geben. Beide Bilgen bleiben trocken. Meine Crew hat mir in der Zwischenzeit einen kräftigen RumPunsch gemixt, den ich jetzt auch bitter nötig habe. Die ganze Aktion hat vielleicht eine knappe Stunde gedauert, aber insbesondere das Aufschlagen des Rumpfes und der Ruder sind mir ewig vorgekommen. Das Wetter beruhigt sich langsam, die Sterne kommen wieder heraus und weit nach Mitternacht kann auch ich endlich ins Bett gehen und schlafen.
11. Januar, Donnerstag Rose Island => Nassau 5 nm
Als wenn nichts gewesen wäre, begrüßt uns ein wunderbarer Karibikmorgen; die Sonne scheint, wir liegen auf glattem, glasklarem türkisfarbigem Wasser. Meine Crew ist schon vor mir wach, zwei von Ihnen plantschen im Wasser herum. Ich kontrolliere als Erstes die Bilgen, sie sind trocken, Zum Glück hat die DEAN Werft in Kapstadt nicht an Wandstärke gespart. Nach dem Frühstück nehme ich mir eine Taucherbrille und tauche das Unterwasserschiff ab. Der Backbordkiel hat ziemlich gelitten, am vorderen und am hinteren Ende sind Stücke des GFK richtig zerfetzt, die Glasfasern hängen heraus. Die Backbordschraube sieht irgendwie asymmetrisch aus und das Steuerbordruder scheint verbogen zu sein. Ansonsten sind an beiden Rudern und am Steuerbordkiel harmlose Abschabungen und Kratzer zu sehen.
Wir haben hier draußen Telefonverbindung und ich finde heraus, dass es in Nassau direkt neben der Harbour Club Marina eine Bootswerft gibt. Das Boot muss aus dem Wasser, um die Schäden besser begutachten zu können. So können wir nicht einfach weiter fahren. Also eröffne ich der Mannschaft, dass wir zurück nach Nassau fahren. In der Werft, dem Boat Basin, erfahren wir, dass man dort nur Schiffe bis 18“ Breite kranken kann, JABULO hat 24“. Die einzige Werft weit und breit, die Katamarane heben kann, befindet sich in Spanish Wells. Na wenigstens etwas Positives, denn dort wollten wir von Rose Island aus sowieso hin. Unser Liegeplatz im Harbour Club ist noch frei und kaum 24 Stunden, nachdem wir dort abgelegt haben, sind wir wieder da. Wir legen in strömendem Regen an, den ganzen Tag bleibt es so wechselhaft und unberechenbar. Auch für die nächsten Tage sieht es nicht gut aus.
Andrea nutzt den unvorhergesehenen Aufenthalt für eine weitere Erkundungstour durch Nassau, ich nehme Kontakt mit der Werft in Spanish Wells auf, dort kann man uns am Montag aus dem Wasser heben, ein anderer Kunde hat wegen des schlechten Wetters abgesagt. Jetzt müssen wir bei dem Sauwetter nur noch die 40 nm bis dorthin kommen. Wir machen uns notgedrungen einen gemütlichen Abend an Bord mit Hähnchenfilet, Gemüsesauce und Kartoffeln als Abendessen.
12. Januar, Freitag Nassau => Royal Island
Wettervorhersagen sind so eine Sache. Wir waren eigentlich alle auf einen langweiligen Hafentag eingestellt, aber beim Aufstehen strahlt die Sonne vom Himmel und der Wind ist bei moderaten 10-15 kn angelangt. Ich lade den neuesten GRIB-File herunter und siehe da, heute ist anscheinend unser Glückstag. Wir werden Ostwind mit 3-4 Windstärken bekommen, genau, was wir brauchen Ich treibe die Crew an, wir müssen schnellstmöglich ablegen. Ich besorge noch eine Aufladung meiner Datenkarte und ein paar Flaschen Rum, Andreas benötigt Zigaretten. Um 09:00 legen wir ab und fahren erst unter Motor nach Osten bis zu den Porgee Rocks, wo wir zwischen Felseninseln nach Norden abbiegen können. Nur mit dem Vorsegel manövrieren wir die paar Meilen raus in die offene Tiefsee. Von dort können wir in einer geraden Linie bis Spanisch Wells segeln. Das Vorsegel wird eingeholt, das Großsegel im ersten Reff gesetzt und kaum ist das Vorsegel auch wieder draußen, geht es richtig ab. Sobald wir den richtigen Kurs von etwa 140° anliegen, werden die Segel getrimmt und wir rauschen bei 12-15 kn Ostwind mit 8 Knoten unserem Ziel entgegen.
Das ist herrliches Segeln, das Kielwasser rauscht unter dem Heck und wir verbringen einen herrlichen Segeltag, der uns für die Schreckensnacht von vorgestern entschädigt Ich muss nur selten am Autopiloten leicht nachregeln, das war’s mit der Segelarbeit. Durch das flotte Vorankommen sind wir bereits am Nachmittag an der Einmündung des Korallensockels von Eleuthera. Ich möchte uns die Einfahrt nach Spanish Wells in der Dämmerung oder gar im Dunkeln nicht antun. 5 Meilen davor gibt es einen wunderschönen fast vollständig geschlossenen Naturhafen auf der Insel Royal Cay. Dort werden wir übernachten. Auch in diesem Hafen ist es meist ziemlich flach, es dauert ein wenig, bis wir einen Ankerplatz gefunden haben, der über den gesamten Schwojkreis tief genug für uns ist.
Nach dem schlechten Wetter in den vorigen Nächten bleibt es völlig ruhig, Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Sauce Bolognese. Wir haben Spaghetti namens Angels hair gekauft, die sind so dünn, dass man sie kaum irgendwie handhaben kann. Schmecken tun sie aber wie alle anderen Spaghetti auch. Nach dem schönen Segeltag wollen wir uns auch noch einen lustigen Abend machen. Ich spiele sozusagen ein Wunschkonzert von meinem Smartphone über die Außenlautsprecher im Cockpit. Dazu gibt es Ti’-Punch, Rum mit Zucker und Limonensaft. Andrea findet Gefallen an dem Drink und wird immer lustiger. Irgendwann hält es sie nicht mehr auf dem Sitz, sie muss sich bewegen und legt eine Tanzeinlage hin. Aber irgendwann ist dann doch Ruhe, nur die beiden Andrease bleiben noch lange wach und reden.
13. Januar, Samstag Royal Island => Spanish Wells
Das Wetter hält, laut Vorhersage frischt der Wind erst am Nachmittag wieder auf. Vor den Werftliegetagen wollen wir noch einen Ankertag genießen. Wir schwimmen, tauchen, faulenzen und genießen die schöne Bucht um uns herum. Es sind nur noch 3 andere Boote hier. Leider müssen wir am frühen Nachmittag los, ich will nicht bei 25 Knoten Wind anlegen müssen. Wie angekündigt, legt der Wind exakt um 15:00 langsam zu, ich rufe die Werft an und kündige uns für vier Uhr nachmittags an. Wir werden erwartet und die beiden Werftbesitzer Robert and Bruce helfen uns beim festmachen. Es gibt keinen richtigen Steg, sondern nur zwei Pfähle im Abstand von ca. 5 m, an denen wir kunstvoll längsseits vertäut werden.

14. Januar, Sonntag Spanish Wells
Am Sonntag tut sich auf der Werft natürlich nichts. Wir unternehmen erste Erkundungsspaziergänge an Land, Andi kommt mit einer Kokosnuss zurück, die er auf der Arbeitsplattform der Werft mit einem großen Schraubenzieher schnell aufbekommt. Der Trick besteht darin, mit dem Schraubenzieher seitlich tangential in die Basthülle einzustechen und die Fasern einfach seitlich loszubrechen. Wenn man erstmal ein Stück frei hat, geht der Rest einfach. Von einer Kokosnuss können wir nicht alle satt werden. Auf den Spaziergängen haben unsere Wanderer mehrere Restaurants entdeckt, wir entscheiden uns für das urige „Budas Restaurant“ in der 13-ten Straße.

Die Küche befindet sich in einem ehemaligen Schulbus gegenüber steht eine Hütte, die als Schnapsladen und Büro dient. Der Gastraum ist sehr groß, umrahmt von Gitterzäunen. Am Kopfende befindet sich die gut bestückte Bar. An einer Seite befindet sich eine Art Atrium ohne Tische und Stühle, dafür aber mit einer Voliere mit einem Papagei, der sich immer wieder lautstark bemerkbar macht.
Wir bestellen gegrillte Hähnchenflügel, gebratene Conch, Andreas einen speziellen Hamburger, als Beilagen Fries, ich versuche mich an Pommes aus Süßkartoffeln, die unerwartet lecker schmecken. Dazu gibt es einheimisches Bier, Kalik. Als die Rechnung kommt, sind wir angenehm überrascht, die Preise sind moderat, wir hatten mehr befürchtet. An Bord nehmen wir noch einen Drink und ich kündige an, dass wir morgen um 08:00 bereit sein sollten, das Boot aufs Trockendock zu manövrieren.
KW 01, ab 01. Jan. 18
01. Januar, Montag Staniel Cay
Das neue Jahr beginnt mit strahlendem Sonnenschein, aber leider ohne Wind. Mit der Regatta wird es also nichts, während des Frühstücks sagt die Regattaleitung den Wettbewerb ab. Die Teilnehmer tauschen sich auf Kanal 72 aus, die meisten verabreden sich zu einem gemütlichen Vormittag in der sogenannten „Pirates Bay“. Diese liegt ein paar hundert Meter neben der „Schweinebucht“. Da wir sonst nichts zu tun haben, tuckern wir nach dem Frühstück mit Klein-Jabulo die 2 Meilen dorthin.

Die Pirates Bay ist ein kleines Stück Strand mit einer halbrunden mit Sträuchern und Bäumen bewachsenen Fläche dahinter.

Rundum eingerahmt von Korallenfelsen, ist hier ein wirklich idyllischer Platz. Irgendwer hat einen Tresen und diverse Stühle und Liegen hier platziert, zwischen ein paar Bäumen hängt eine Sonnenschutzplane. Über dem Tresen ist allerlei Strandgut aufgehängt, was dem Ganzen einen gemütlichen Anstrich gibt. Mehrere Regattateilnehmer sind bereits vor Ort und wir sitzen alle zusammen im Kreis und erzählen Seemannsgarn. Für Sabine und Andreas ist es leider etwas langweilig, weil ihr Englisch für derartige Konversationen nicht ausreicht.

Nach dem Mittag brechen nach und nach alle auf, wir treffen uns später noch einmal. Die Siegerehrung und das dazugehörige Essen finden natürlich trotzdem statt, Regatta hin oder her. Wir fahren schon etwas früher los und machen noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort.
Außer der gut gepflegten Kirche und einem neuen Anleger für Versorgungsschiffe sind alle Häuser mehr oder weniger baufällig bzw. vernachlässigt. Mehrere offensichtlich seit Jahren brach liegende Baustellen deuten darauf hin, dass der Insel das nötige Geld fehlt, aber wovon soll man hier auch reich werden?? Es gibt außer der Fischerei und dem Yacht Club keine Einkommensquelle. Langsam läuft die komplette Dinghi-Flotte der 12 Regattateilnehmer am Strand ein, die Siegerehrung beginnt mit den üblichen offiziellen Reden. Dann verteilt der Regattaleiter die vorbereiteten Geschenktaschen mit einer Flasche Rum und einem Rumkuchen an die Skipper. Die meisten Teilnehmer kommen seit Jahren hierher und kennen sich untereinander. Dann beginnt der gemütliche Teil, aus einem der Nachbarhäuser wird ein Stromkabel hergelegt, die Stereoanlage für die Reggaemusik läuft nicht von alleine. Das Essen ist aufgebaut und jeder erhält einen Teller gehäuft voll mit Fisch, Fleisch, Gemüse und Reis. Mittlerweile ist es dunkel, zum Glück geht kurz nach 18 Uhr der Vollmond über dem Hügel auf und erleuchtet die Szenerie. So sehen wir wenigstens, was wir essen.

Unsere Damen wollen unbedingt noch einen Drink an der Bar nehmen, also verabschieden wir uns und wandern die paar Hundert Meter zum Yachtclub. Dort ist die Hölle los, es geht in Richtung Abendessen und die Gäste, die reserviert haben, nehmen erst noch einen Aperitif an der Bar. Kathrin besorgt uns zwei Pinacoladas für die Damen und zwei Rumpunsch für uns. Alle Getränke bestehen zum größten Teil aus Eis, insbesondere die Pinacoladas scheinen eine Art gemahlene Eismasse zu sein, die so kalt ist, dass man sie kaum trinken kann. Man muss sich hier eben Zeit lassen. Die Überfahrt mit dem Dinghi zurück zu JABULO ist wegen des hell leuchtenden Vollmondes kein Problem, heute haben wir auch das Ankerlicht beim Abfahren schon eingeschaltet, so können wir uns nicht verirren. Wir gehen ziemlich früh schlafen, morgen wollen wir in einem Rutsch nach Nassau zurück segeln.
02. Januar, Dienstag Staniel Cay => Nassau 65 nm
Um Punkt 07:00 lichten wir den Anker, gefrühstückt wird während der Fahrt. Den ganzen Tag über ist der Wind so schwach und kommt darüber hinaus noch genau von vorne, dass wir die gesamte Strecke motoren müssen. Der Wetterbericht hat für morgen und die nächsten Tage schlechtes Wetter angekündigt, also macht es keinen Sinn, irgendwo zu ankern und abzuwarten. Ich beschließe durchzufahren, auch wenn es spät wird. Am frühen Abend gibt es unterwegs Spaghetti mit Tomatensauce. Da die Strecke über 60 Meilen beträgt und ich abwechselnd mit dem einen oder anderen Motor mit 4 Knoten fahre, kommen wir erst gegen 23:00 Uhr bei den Porgee Rocks an, genau jetzt sorgt ein herannahendes Gewitter für Windböen und unruhige See. Wir werden deshalb nicht in die Marina einlaufen, sondern vor Athol Island ankern. Von dort sind es nur noch 5 Meilen bis Nassau, das letzte Stück fahren wir morgen früh. Der erste Ankerversuch bringt uns zu nah ans Ufer, wir ziehen ihn wieder hoch und fahren weiter raus, leider regnet es jetzt und die Crew auf dem Vordeck wird nass bei der Aktion. Wegen des Gewitters schaukelt es während der Nacht ein wenig, aber alle schlafen prima.
03. Januar, Mittwoch Nassau
Weil wir gestern erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen sind, gibt es erst nach 10:00 Uhr Frühstück. Ich schaue immer wieder nach dem Wetter, der erste Regenschauer lässt nicht lange auf sich warten. Um 11:00 Uhr scheuche ich die müde Crew vom Tisch auf, wir müssen in die sichere Marina, bevor es wirklich losgeht mit dem angekündigten Starkwind. Ziemlich genau mittags liegen wir im Nassau Harbour Club an demselben Liegeplatz wie vor Weihnachten fest vertäut. Hier werden wir bis zum 10. Januar bleiben. Dann geht es mit zwei weiteren Crewmitgliedern weiter.
Seit unserem Aufbruch aus Nassau vor Weihnachten haben wir keinerlei brauchbare Einkaufsmöglichkeiten mehr gehabt und unsere Vorräte gehen langsam zur Neige. Die Crew macht sich auf zum direkt vor dem Yacht Club liegenden Supermarkt. Als sie zurück kehrt, bringt sie alles mit, was gut und teuer ist: Gegrilltes Hähnchen, Thunfischsalat, Krebssalat und Baguette. Auch wenn es erst Nachmittag ist, gibt es ein opulentes Festmahl. Der Wind frischt immer mehr auf, wir haben 25 bis 30 Knoten hier im Hafen. Dazu kommen starke Regenschauer, zum Glück liegen wir mit dem Bug genau im Wind und das Achterdeck bleibt einigermaßen trocken, aber zum Draußensitzen ist das Wetter zu schlecht. Wir verbringen den Abend deshalb vor dem Fernseher und sehen uns den in den Bahamas spielenden James Bond Film Feuerball (Thunderbolt) an.
04. Januar, Donnerstag Nassau
Auch wenn das Wetter nicht unbedingt super ist, wollen wir heute ein wenig von Nassau sehen. Am frühen Nachmittag machen wir uns zu Fuß auf in Richtung DownTown. Wir müssen dorthin einfach nur am Ufer entlang laufen. Die erste Sehenswürdigkeit, wenn man das so nennen will, sind diverse Snackbars und Kleinrestaurants unterhalb der nach Paradise Island führenden Brücke.

Beidseitig stehen etliche Bretterbuden, die die unterschiedlichsten Gerichte anbieten, meist Conch und Fisch. Jetzt am Nachmittag sind die meisten noch geschlossen. Anscheinend gibt es hier keinen Stromanschluss, vor fast jeder Kneipe dröhnt ein Generator. Im flachen Wasser beidseitig der Brücke liegen mehrere Schiffs- oder Bootwracks herum, die seit Jahren nicht mehr schwimmfähig sind.

Dann marschieren wir weiter, immer am Ufer entlang, vorbei an einem Football-Stadium und dann an etlichen vernagelten oder sonst wie geschlossenen ehemaligen Büro- oder Ladengebäuden entlang.
Erst als wir uns dem Anleger der Kreuzfahrtschiffe bis auf Gehentfernung eines amerikanischen Kreuzfahrtpassagiers, also 200-300 m, nähern, sieht die Stadt belebt aus. Hier drängeln sich die internationalen Uhren- und Juwelier-Geschäfte wie Cartier, Breitling, TAG-Heuer usw. Die großen Modelabel sind auch alle vertreten. Heute liegen vier Kreuzfahrtriesen am Kai, das macht locker 10.000 Besucher, die sich durch die wenigen schmalen Gassen am Hafen und den berühmten Straw-Market drängeln.

Offensichtlich sehen auch wir wie Kreuzfahrer aus, wir können kaum einen Meter laufen, ohne dass uns irgendetwas, natürlich zum Schnäppchenpreis, angeboten wird. In diesem Viertel sind Reste der britischen Kolonialherrschaft zu finden, alte Regierungsgebäude, ein Hotel, aber der Glanz der alten Zeiten ist verschwunden. Noch stehen vereinzelt Weihnachtsbäume und Weihnachtsschmuck herum.

Was ich vermisse, ist eine gemütliche Kneipe oder ein Cafe, in dem wir uns ein wenig hinsetzen können, aber die wenigen Gelegenheiten sind nicht wirklich einladend, zu amerikanisch. Schließlich finden wir im Obergeschoss eines Andenkenladens eine Art Eisdiele und beobachten das Treiben auf der Straße von oben mit einem Eis in der Hand. Ich will sehen, wie es in den Nebenstraßen aussieht und wir machen uns in einer Parallelstraße auf den Rückweg. Hier befinden sich Banken, Behörden, Notariate, Konsulate und Botschaften, alles was man braucht um eine Firma auf den Bahamas zu gründen. Nach dem Ende der Finanzmeile wird es schnell wieder drittweltmäßig, wir gehen wieder runter zur Uferstraße. Kathrin will dort bei einer auf dem Hinweg entdeckten Bäckerei für Rumkuchen ein paar Exemplare als Mitbringsel kaufen. Der Rückweg zur Marina ist elend lang und wir halten an einer Bushaltestelle eine der vielen Linien-Kleinbusse an, der uns für zusammen 5 Dollar bis kurz vor die Marina fährt.
Kathrin fliegt morgen nach Hause, ich kontaktiere den Wachmann der Marina, damit er ihr ein Taxi für morgen früh organisiert. Jeder kennt hier jemanden, der Taxi fährt. Und 10 Minuten später ist alles organisiert, morgen früh um 11:00 kommt das Taxi. Schon bei der Abreise meiner vorigen Crew hat das prima geklappt, die Taxis sind überpünktlich zur Stelle gewesen. Gegen Abend wird das Wetter wieder schlechter, es beginnt zu regnen und wir haben keine Lust mehr auf einen weiteren Stadtausflug fürs Abendessen. Deshalb gibt es die Reste der Delikatessen von gestern.
05. – 07. Januar, Freitag –Sonntag Nassau
Heute ist Abschiedstag, Kathrin packt ihre Sachen zusammen. Die Rumkuchen, ihre wenigen und ein paar überflüssige Sachen von mir passen in meinen Handgepäckkoffer und der wiederum passt genau in meinen größeren Reisekoffer, der hier an Bord nur Platz wegnimmt. 10 Minuten vor der verabredeten Zeit ist der Taxifahrer schon da, der Abschied fällt wie damals in unser ersten längeren Trennungszeit aufgrund meiner Arbeit in Französisch-Guayana schwer. Es sind zum Glück nur knapp 3 Monate, bis wir uns in den Osterferien auf Guadeloupe wiedersehen werden. Von unterwegs erhalte ich mehrere SMS, dass das Einchecken und das Umsteigen in den USA geklappt hat. Interessanterweise muss Kathrin in den USA nicht erneut per ESTA einklarieren.
Wir sind jetzt zu dritt. Bei dem andauernden schlechten Wetter haben wir keine Lust auf größere Unternehmungen und verbringen die Tage mit Lesen, Musikhören, Blogschreiben, Diskutieren und ein paar kleineren Einkäufen. Am ersten Abend sehen wir uns den alten Film: Der Skipper mit Jürgen Prochnow an. Darin wird die wahre Geschichte einer Yacht erzählt, die in den siebziger Jahren völlig intakt, aber ohne Besatzung auf Barbados angetrieben ist. Aus dem Logbuch wurde die Geschichte bis auf die letzten fehlenden Tage rekonstruiert. Der Skipper hat in Gibraltar zwei Tänzerinnen mit an Bord genommen und während der Fahrt ist es in diesem Dreiecksverhältnis zu Spannungen gekommen, die anscheinend tödlich geendet haben. Und weil wir gerade bei den Schauergeschichten sind, gucken wir anschließend noch die ZDF Verfilmung der mit einem Mord auf den Marquesas endenden Weltumsegelung von Heike Dorsch und Stefan Ramin. Stefan wurde dort unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen von einem Einheimischen ermordet. Der Fall wurde seinerzeit von der Presse aufgebauscht, es war sogar von Kannibalismus die Rede. Die Geschichte hat dem Tourismus in den Marquesas schwer geschadet.
Ansonsten passiert während der Tage in der Marina wenig. Alle Plätze sind belegt, wegen des schlechten Wetters bleiben diverse Amerikaner mit ihren Yachten hier liegen, obwohl sie eigentlich zurück nach Florida müssten. Hin und wieder können wir mehr oder weniger schlaue Anlegemanöver beobachten, ansonsten tut sich nicht viel. Das Wetter wechselt von Gewitter zu Sonnenschein, der Wind bleibt aber konstant stark mit um die 25 Knoten von Osten. Am zweiten Abend sehen wir uns die fünfteilige Dokumentation über die Seacloud an, das älteste und exklusivste Kreuzfahrtsegelschiff der Welt an. Das wäre Andreas’ Traum, hier einmal mitzusegeln.
Am dritten Tag fülle ich das Öl in den Saildrives nach und kontrolliere das Motoröl. Dann räume ich alle Überflüssige aus den Achterkabinen aus und bereite sie für unsere neuen Gäste vor, die am Montag, dem 8. Januar eintreffen werden. Sabine und Andreas haben bei einem Spaziergang ganz in der Nähe ein Chinarestaurant ausgemacht, dort gehen wir heute Abend essen. Chinarestaurants sind anscheinend überall auf der Welt gleich, es gibt eine durchnummerierte riesige Speisekarte, aufgeteilt nach Mittagstisch und Abendessen. Die Gerichte werden aufgelistet nach Fleischsorten, ganz wie bei uns zu Hause.

Und, ganz wichtig, auch hier ist das Essen reichhaltig, gut schmeckend und dennoch preiswert. Ein Hamburger kostet in einem hiesigen Restaurant genauso viel. Im Unterschied zu Deutschland gibt es hier Cocktails auf der Getränkekarte, wir bestellen uns jeder einen natürlich mit Rum zubereiteten lokalen Drink.